Klimabilanz

Klimarelevante Aktivitäten (direkte und indirekte Treibhausgasemissionen) werden erfasst, im Idealfall exakt, ggf. auch geschätzt. Dabei ist einzubeziehen:
– Energieverbrauch (Strom und Wärme)
– Wasser
– Abfall
– An- und Abreise und sonstige veranstaltungsbezogene Wege der Mitarbeitenden
– An- und Abreise von Besucher:innen und Mitwirkenden (mindestens Schätzwert)
– Übernachtungen
– Speisen und Getränke (mindestens Schätzwert)
– Logistik (mindestens Schätzwert)

Die Daten können anschließend in einem Emissionsrechner eingetragen werden (siehe unten).

Bewusstsein aufbauen

Eine Klimabilanz schafft Bewusstsein dafür, wie viele Emissionen durch eure Veranstaltung tatsächlich entstehen. Das ist oft mehr, als man denkt – von der Anreise der Gäste bis zum Strom fürs DJ-Pult. Manchmal ergeben sich dabei auch unerwartete Erkenntnisse, z.B. welcher Bereich eigentlich die meisten Emissionen verursacht. Die in dieser Maßnahme vorgeschlagenen zu betrachtenden Aspekte (siehe oben) stellen die größten Emissionsquellen einer Veranstaltung dar. Daher empfehlen wir eine genaue Betrachtung dieser Bereiche.

Stellschrauben identifizieren 

Die Klimabilanz zeigt euch, wo die größten Stellschrauben in Sachen Emissionsverringerung im Rahmen eures Events liegen. In welchem Bereich der Veranstaltung werden die meisten Treibhausgase erzeugt und wo besteht dementsprechend das größte Einsparpotential? Außerdem hilft es euch, die am leichtesten umzusetzenden Maßnahmen zu identifizieren. Welche Maßnahmen können mit dem geringsten Aufwand am schnellsten umgesetzt werden? Dies kann, je nach Charakter der Veranstaltung, höchst unterschiedlich sein. Handelt es sich um ein Event mit Tausenden internationalen Gästen, ist vermutlich die An- und Abreise der Gäste eine der größten Stellschrauben. Handelt es sich um ein Nachbarschaftsfest, kann es die Einführung eines Mehrwegsystems oder die Umstellung des gastronomischen Angebots auf ausschließlich tierfreie Produkte sein.

Emissionen reduzieren, statt nur auszugleichen

Die Klimabilanz gibt euch ein Verständnis dafür, wo die größten bzw. wirkungsvollsten Stellschrauben liegen. Das Ziel sollte daraufhin immer sein, die Emissionen durch entsprechende Maßnahmen zu reduzieren, statt nur durch einen Zertifikatkauf auszugleichen. Dieses Konzept nennt sich Klimaverantwortung, mehr Informationen dazu in der entsprechenden Maßnahme.

Klimaziele nachvollziehbar dokumentieren

Und nicht zuletzt: Wer seine Klimaziele ernst nimmt, braucht messbare Daten. Laut Leitfaden des Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft zur  Nachhaltigkeitsberichterstattung ist die Klimabilanz ein zentraler Baustein im Nachhaltigkeitsbericht – sie macht Fortschritte sichtbar, ermöglicht Vergleichbarkeit und stärkt die Glaubwürdigkeit gegenüber Kund:innen, Partnern und Investoren.

Wenn indirekte Treibhausgasemissionen ermittelt werden sollen, stehen Veranstalter:innen vor der Frage, wo der Anfang und wo das Ende der Aktivitäten ist, die in die Aufstellung aller Emissionen einbezogen werden müssen und wie diese bilanziert werden sollen. Die sogenannten Scope Dimensionen wurden entwickelt, um diese Abgrenzung zu vereinheitlichen.

Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen, die z.B. durch den Betrieb eines Fuhrparks entstehen. Im Veranstaltungskontext können beispielsweise die unmittelbaren Emissionen gemieteter Transportfahrzeuge durch die verbrauchten Liter Treibstoff ermittelt werden.

Scope 2 bezieht sich auf die Emissionen, die bei der Stromproduktion indirekt für das Unternehmen oder die Veranstaltung entstehen. Das heißt, die Frage, ob der bezogene Veranstaltungsstrom aus erneuerbaren oder fossilen Energien stammt, wird an dieser Stelle einkalkuliert.

In Scope 3 werden Emissionen ermittelt, die nicht direkt zu den Aktivitäten der Veranstaltung gehören, aber davor und danach entstehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die An- und Abreise der Veranstaltungsbesucher:innen, aber auch der entstehende Abfall oder die Beschaffung von in der Gastronomie angebotenen Speisen und Getränken fallen in Scope 3. Die Scope 3 Dimension ist aufgrund ihres möglichen Umfangs in 15 Bereiche aufgeteilt, die auch für Veranstaltungen gültig sind. Im sogenannten „GHG-Protocol“, das weltweit für Unternehmen angewendet werden kann, sind die Scope Dimensionen beschrieben.

Zur Veranschaulichung der Scope-Dimensionen und ihrer Anwendung auf Veranstaltungen möchten wir euch diese Übersicht von Averdung Ingenieure & Berater empfehlen.

Mithilfe eines CO2-Rechners könnt ihr die durch eure Veranstaltung entstandenen Treibhausgasemissionen abschätzen. Die berechneten Emissionen hängen sehr von den jeweils getroffenen Annahmen der Rechner ab, daher findest du unten unterschiedliche Rechner. Green Events Hamburg empfiehlt zum aktuellen Zeitpunkt denCO2-Rechner von atmosfair. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Maßnahmenkatalogs (Jan 2025) war er der umfänglichste der kostenlos zugänglichen Rechner für Veranstaltungen. Andere Rechner im Test (darunter UBA, E-Tool, KlimAktiv) lagen in diesen Aspekten zurück. Da neue Rechner aber stetig entwickelt werden, passen wir unsere Empfehlungen regelmäßig an.

Hinweis: Green Events Hamburg ist unabhängig von atmosfair und unsere Empfehlung für ihren Rechner entspricht nicht einer Empfehlung zur Inanspruchnahme deren Kompensations-Dienstleistungen.

CO2-Rechner

Um die Treibhausgasemissionen exakt aufzustellen, könnt ihr auch professionelle Beratung in Anspruch nehmen. In der Beratung werden mit euch wesentliche Emissionen ermittelt, und es wird darauf geachtet, dass ihr frühzeitig die richtigen Daten erhebt. Passende Dienstleister:innen für die Beratung findet ihr in unserer Tatenbank.

Das Projekt TICKET TO RIDE von The Changency und Crowd Impact hat auf der Sommertournee 2023 von AnnenMayKantereit mittels Besucher:innen-Befragungen Daten zur Publikumsmobilität und den dadurch entstandenen Emissionen gesammelt. Die Befragung ergab unter anderem, dass die Publikumsmobilität mit 88% den größten Anteil an verursachten Emissionen darstellte. Wie sie dabei vorgegangen sind, könnt ihr in der zum Download zur Verfügung stehenden Präsentation oder auf ihrer Website nachlesen:

 

Der Verein Gängeviertel e.V. ermittelte 2023 mittels einer Besucher:innenbefragung im Clubbetrieb des Gängeviertels die durch Besucher:innen-Anreise verursachten Emissionen. In der Gesamtbilanz der Veranstaltung beliefen sich diese auf 28%. In den zum Download zur Verfügung stehenden Präsentationsfolien bekommt ihr einen Einblick vom konkreten Vorgehen:

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:
Papierlose Öffentlichkeitsarbeit
Ökologischer & Fairer Merchandise