Fallbeispiele
UEFA EURO 2024: Barrierefreiheit auf der Hamburger Fan Zone
Die Fan Zone in Hamburg, die im Rahmen der UEFA EURO 2024 stattfand, zielte darauf ab, Fußballbegeisterten aus verschiedenen Nationen und Hintergründen einen Ort der Begegnung zu bieten. Besonderer Fokus lag auf der Barrierefreiheit, um eine inklusive Veranstaltung für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten sicherzustellen. Problematik Die Organisatoren der Fan Zone standen vor der Herausforderung, infrastrukturelle Hürden zu bewältigen und auch die sozialen Aspekte einer barrierefreien Veranstaltung mitzudenken. Dazu mussten sowohl bauliche Anpassungen vorgenommen als auch sensibilisierende Maßnahmen umgesetzt werden, mit dem Ziel, mögliche Hindernisse an der Teilnahme am Event zu minimieren. Lösungsansatz Die Fan Zone wurde umfassend barrierarm gestaltet, um allen Besuchenden eine gleichwertige Erfahrung zu bieten. Dies umfasste die Bereitstellung von Rollstuhlrampen- und Podesten, letztere zum Teil mit integrierter Ladestation. Barrierefreie Sanitäranlagen und spezielle Rollstuhlplätze und -lanes an Ein- und Ausgängen waren Teil der baulichen Maßnahmen. Auch taktile Reliefpläne und abgesenkte Tresen wurden in die Veranstaltungsfläche integriert. Ergänzt wurden diese Maßnahmen durch eine barrierefreie Kommunikation und die Ankündigung von Möglichkeiten und Hindernissen. In Rücksprache mit dem Kompetenz-Zentrum wurden zum Beispiel Schriftarten und Farbkontraste sowie die Größen der Darstellungen angepasst. Die Kommunikation erfolgte zweisprachig und mit Piktogrammen. Schulungen des Personals und Awareness-Konzepte unterstützten diese Struktur. In die Programmgestaltung wurden verschiedene soziale Projekte, Vereine und Institutionen eingebunden, um Besucher:innen der Fan Zone für das Thema Barrierefreiheit zu sensibilisieren. Am Fußball-Inklusionstag der DFB-Stiftung Sepp Herberger wurde gemeinsam mit dem FC St. Pauli Blindenfußball und dem HSV-Amputiertenfußball die vielfältige Welt des Behindertenfußballs einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Dazu zählte auch ein Parcours mit VR-Brillen, der Blindenfußball…
Frankfurt Marathon: Energieerzeugung und Kompensation
Der Mainova Frankfurt Marathon wurde 1981 aus der Taufe gehoben und ist damit der älteste deutsche Stadtmarathon. Traditionell findet die Laufveranstaltung jedes Jahr am letzten Oktoberwochenende statt. Zielgruppe sind sowohl Top-Athlet:innen als auch Breitensportler:innen. Zudem besuchen tausende Zuschauer:innen das Rahmenprogramm an der Laufstrecke, die durch die Frankfurter Stadtteile Sachsenhausen und Höchst führt. Seit 2005 arbeiten die Veranstalter:innen des Marathons mit dem Umweltforum Rhein-Main zusammen, um den Umweltschutz bei Sportgroßveranstaltungen zu fördern. In Zusammenarbeit mit dem Umwelt- und dem Energiereferat der Stadt Frankfurt entstand so die Idee, die Energie, die am Marathonwochenende für die Veranstaltung auf der Messe Frankfurt verbraucht wird, durch die Produktion von Sonnenenergie über das Jahr hinweg wiederzugewinnen – und somit die Produktion von Solarstrom zu stärken. Die Veranstalter:innen haben inzwischen drei Photovoltaik-Module gekauft, zwei werden von einem Verein von Bürgersonnenkraftwerken betrieben, eines vom örtlichen Stromversorger Mainova. Diese produzieren zum heutigen Stand etwa zwei Drittel des auf dem Messegeländes durch die Veranstaltung benötigten Stroms. Der Strom auf der Messe Frankfurt ist selbst auch aus erneuerbaren Quellen gewonnen und wird beim regionalen Anbieter Mainova bezogen. Außerdem werden für die Erwärmung des Duschwassers am Veranstaltungsort keine Dieselaggregate mehr eingesetzt. In Zusammenarbeit mit der Messe Frankfurt wurden statt dessen Leitungen verlegt, so dass die Duschen direkt aus dem Warmwasserkreislauf der Messe gespeist werden. Frankfurt Marathon Energie & Wasser: Jo Schindler vor der Photovoltaikanlage auf dem Gelände des Sponsors MainovaFoto: Mainova Frankfurt Marathon
Futur 2 Festival: Energieautark durch eigene Stromversorgung
Das Futur 2 Festival ist komplett energieautark organisiert: Strom wird zum einen durch eine 22k Solaranlage mit entsprechenden Batteriespeichern erzeugt. Diese versorgt eine Bühne, das FOH, die Gastrostände und Bars und das komplette Gelände. Darüber hinaus gibt es eine Pedal-Powered Stage, auf der die Besucher:innen den Strom für die Bühne auf Fahrrädern mit einem Generator im Hinterrad „erstrampeln“ müssen. Als Backup steht ein Generator auf Ethanolbasis zur Verfügung. Mit diesen Maßnahmen will das Futur 2 zukunftsfähige Lösungen und deren Skalierbarkeit erproben und zeigen, was alles möglich ist – und liefert dabei den Beweiß, dass Spaß und Umweltschutz sich nicht gegenseitig ausschließen. Die Bilanz für das Festival mit einer Fläche von 2.400 m², 2 Bühnen, einem Konferenzprogramm und verschiedenen Foodtrucks und Getränkeständen ist gut: im ersten Jahr wurde die Machbarkeit bei bestem Wetter unter Beweis gestellt. Da deutlich mehr Besucher kamen als.erwartet, wurden auch mehr Ressourcen benötigt. Dennoch musste der Backupgenerator nur für die letzen beiden Stunden anspringen. Im zweiten Jahr waren die Wetterbedingungen bei durchgehend bewölktem Himmel denkbar schlecht, dennoch ist das Konzept aufgegangen und hat damit seine Skalierbarkeit bewiesen. Über den Tag verteilt wurden 78,6 KW/H aus erneuerbaren Energien produziert und verbraucht. Für Energie auf dem Futur2 strampeln(c) Malte Metag
Frankfurt Marathon: Mobilitätskonzept
Der Mainova Frankfurt Marathon wurde 1981 aus der Taufe gehoben und ist damit der älteste deutsche Stadtmarathon. Traditionell findet die Laufveranstaltung jedes Jahr am letzten Oktoberwochenende statt. Zielgruppe sind sowohl Top-Athlet:innen als auch Breitensportler:innen. Zudem besuchen tausende Zuschauer:innen das Rahmenprogramm an der Laufstrecke, die durch die Frankfurter Stadtteile Sachsenhausen und Höchst führt. Die Messe Frankfurt ist das Zentrum des Frankfurt Marathon und wurde von der Veranstalterin auch aufgrund ihrer Infrastruktur und hervorragenden Anbindung an den Hauptbahnhof und das S- und U-Bahn-Netz ausgewählt. Start- und Zielgelände, Pasta-Party, Duschen, Kleiderbeutelabgabe und Startnummernausgabe befinden sich dort nur wenige Meter voneinander entfernt. Nur für den Staffelmarathon starten die rund 8.000 Läufer:innen natürlich nicht auf dem Gelände selbst sondern an ihren jeweiligen Wechselstationen. Der Transport von und zum Veranstaltungsgelände wird mit öffentlichen Verkehrsmitteln realisiert, sodass auch hier die Emissionen möglichst gering gehalten werden. Die Wechselstationen wurden hierfür so ausgewählt, dass sich eine Haltestation in der unmittelbaren Nähe befindet und eine gute Verbindung vorhanden ist. Eine Anreise der Teilnehmer:innen und Helfer:innen mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird von der motion Events GmbH durch kostenlose Tickets für das Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsbundes (RMV) unterstützt. Alle Zeit- und Führungsfahrzeuge des Marathons sind mit Elektroantrieb ausgestattet. Transportfahrten werden im Vorfeld in einem minutiösen Plan erarbeitet und während der Veranstaltung kontrolliert, sodass unnötige Fahrten vermieden werden. Um die trotz des ressourcenschonenden Mobilitätskonzeptes anfallenden Emissionen zu kompensieren, haben die Veranstalter:innen zudem auf dem Betriebsgelände der Catering-Partnerin Fattoria La Vialla in der Toscana ein gemeinsames Baumpflanzprojekt ins Leben gerufen. In zwei Jahren wurden jeweils 12.000 € für…
KLAPPE AUF! Filmfestival: Barrierefreie Programmgestaltung
Unter dem Motto „Kino für Alle“ bietet das KLAPPE AUF!-Filmfestival barrierefreies Kinoprogramm durch den Einsatz von Untertiteln, Live-Audiodeskriptionen und weitere Maßnahmen. Ziel ist es, eine größtmögliche Barrierefreiheit herzustellen und diese stets weiterzuentwickeln: Das Festival wird von Gebärdensprachdolmetscher:innen und Schriftdolmetscher:innen begleitet. Diese übersetzen nicht nur die Filme, sondern auch die Gespräche zwischen Filmschaffenden und Publikum und das Geschehen drumherum. Alle Filme und die Gespräche nach den Filmen bekommen zudem eine Live-Audiodeskription. Alle Übersetzungen der Filme durch Gebärdendolmetscher:innen und mittels SDH-Untertitel (Subtitles for the Deaf and Hard of hearing) sowie Audiodeskriptionen werden live mit Hilfe von zuvor erstellten Scripten und langer Vorbereitung durchgeführt. Im Jahr 2019 hat das Festival neben der herkömmlichen Audiodeskription eine neue emotionalere Variante entwickelt, mit der die Stimmung der Filme besser zum Ausdruck gebracht werden kann. Jacques Palminger präsentiert den Film „Cold Star“ durch Live-Audiodeskription auf dem KLAPPE AUF-Festival. Im Jahr 2019 wurde außerdem durch ein speziell kuratiertes Filmprogramm für Menschen mit Autismusspektrumsstörung das Filmangebot erweitert. Die autismusfreundlichen Vorführungen fanden unter reizarmen Bedingungen statt: Das Kino war während der ganzen Vorführung leicht beleuchtet, die Lautstärke war reduziert und es wurden keine Vorfilme oder Werbung gezeigt. Eigene Getränke und Essen durften mitgebracht werden. Es gab freie Platzwahl und die Mitarbeiter:innen im Kino waren über Autismus informiert. Das Festival findet im 2-Jahres-Rhythmus im Metropoliskino statt, das als einziges Programmkino in Hamburg zu 100% zugänglich für Rollstuhlfahrer:innen ist. Dort wurde 2019 als weitere Maßnahme eine mobile Induktionsschleife für Hörgeräte und Implantate verlegt, die das Audiosignal für Hörgerätträger:innen verstärkt. Eine Herausforderung des Festivals ist…
KLAPPE AUF! Filmfestival: Begegnung fördern
Das KLAPPE AUF! Kurzfilmfest experimentiert mit alternativen, barrierefreien Präsentationsmöglichkeiten von Filmen und will dabei filminteressierte Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammenbringen und Berührungsängste abbauen. Als inklusives Filmfestial bietet KLAPPE AUF! jedem Gast die Möglichkeit, die Angebote für die barrierefreie Filmvorführung zu nutzen, und vor jedem Film werden Augenmasken und Ohrstöpsel verteilt, um das Publikum ohne Beeinträchtigung zum „Spielen“ mit der Barrierefreiheit zu animieren. So können Besucher:innen, die z.B. keine Sehbeeinträchtigung haben, sich Kopfhörer ausleihen, um bei geschlossenen Augen oder mit Augenmaske die Audiodeskription nachzuempfinden. Das KLAPPE AUF!-Team legt besonderen Wert auf die Anwesenheit der Filmemacher:innen: Alle Filmemacher:innen sind eingeladen, an den Vorführungen ihrer Filme teilzunehmen und in einem anschließenden Austausch über ihre Werke zu reden. 2019 waren 80% der Filmemacher:innen auf dem Festival zu Gast z.B. auch aus Thailand, Kirgisistan und Montenegro. So werden fachliche Grenzen überschritten und allen Beteiligten neue Perspektiven eröffnet: Die Barrierefreiheit rückt vielen Filmschaffenden stärker ins Bewusstsein, wenn sie eine Audiodeskription oder SDH-Untertitel zu den eigenen Filmen hören bzw. sehen – und auch in den anschließenden Gesprächen erfahren sie neue Perspektiven auf ihre Arbeiten. Das inklusive Publikum gibt neue Impulse und lernt seinerseits künstlerische Ausdrucksformen kennen, die ihm z.T. bisher verschlossen waren. Die Gespräche können nach den Vorführungen weitergeführt und auch auf die Filmfestparty im Gängeviertel oder Centro Sociale ausgedehnt werden. Der KLAPPOMAT ist als begehbare interaktive Skulptur eine weitere Maßnahme, das Thema Barrierefreiheit und Film erfahrbar zu machen. Ein Prototyp wurde gemeinsam in einem inklusiven Team mit der Unterstützung von Programierer:innen entwickelt und stand 2019 während des…
KLAPPE AUF! Filmfestival: Inklusive Beteiligungsstruktur
Das Kurzfilmfestival KLAPPE AUF! zeichnet sich dadurch aus, dass Partizipation auch in den Arbeitstrukturen aktiv umgesetzt wird. In alle Phasen der Planung, Organisation und Durchführung des Festivals werden filminteressierte Menschen mit und ohne Behinderungen involviert. So wird der inklusive Gedanke des Festivals in der Organisationsstruktur erlebbar gemacht und der Zugang zum Medium Film im Kino für alle Menschen auch hinter den Kulissen geschaffen. Im Festival-Team haben sich Menschen aus verschiedensten Berufsfeldern und mit unterschiedlichsten Kenntnisständen zusammengetan. Andreas Grützner organisiert als Festivalleiter die Finanzen und Antragstellung bei Aktion Mensch und behält den Überblick über die Themen für die Teamsitzungen und Sichtungstreffen. Das Kernteam besteht aus 12 Personen. Ca. 3 Monate vor Veranstaltungsbeginn wächst das Team auf 50 Personen an. Einige Mitarbeitende bringen ein großes Maß fachlicher Qualifikation mit, für andere ist das Festival der erste Kontakt mit dem Medium Kurzfilm. Alle Entscheidungen werden grundsätzlich basisdemokratisch im inklusiv zusammengesetzten Kernteam getroffen, Hierarchien werden so flach wie möglich gehalten. Auch die Bezahlung wird gemeinsam im Team festgelegt. Den Festivalmacher:innen ist dabei besonders wichtig, dass es kein Gefälle in der Bezahlung gibt – schon gar nicht aufgrund von Einschränkungen oder unterschiedlichen Ressourcen, sonst ist ein Arbeiten auf Augenhöhe nicht möglich. Das Kernteam des KLAPPE AUF! Diese Art der Zusammenarbeit ist mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden. Das Team orientiert sich dabei nicht an der messbaren Produktivität, sondern hält ein Tempo ein, bei dem alle mitgenommen werden. Dies hat wiederum den Vorteil, dass jede*r die Arbeit mit persönlichen Erfahrungen und Fachkenntnissen bereichern kann z.B. hat ein Teammitglied…
Futur 2 Festival: ein Zero Waste-Konzept umsetzen
Entgegen des inzwischen weitverbreiteten Ansatzes vieler Festivals, die Mülltrennung durch Gäste und Mitarbeitende zu befördern, will das Futur 2 Festival das Abfall-Aufkommen von vorneherein begrenzen. Wesentlicher Bestandteil dieser Strategie ist der konsequente Einsatz von ausschließlich Mehrwegflaschen und -geschirr: Die Bars und Gastronomen werden im Vorfeld dazu verpflichtet keinerlei Material auszugeben, das später zu Müll werden kann. Pizza wird auf Holzbrettchen, BIO- Currywurst in abwaschbaren Schalen serviert. Darüber hinaus ist das Verteilen und Bereitstellen von Flyern durch Partner:innen und Sponsor:innen auf dem Gelände verboten, so dass auch hier kein unnötiger Müll entstehen kann. Um auch die Festivalbesucher:innen in das Zero Waste-Konzept einzubinden, haben die Veranstalter:innen auf ein psychologisches Motiv gesetzt und die „Broken Window Theory“ herangezogen. Diese besagt, dass, wenn zum Beispiel erstmal ein Graffiti auf einer Wand zu sehen ist, weitere bald folgen werden. Die Hemmschwelle für Vandalismus oder Verschmutzung sinkt also, sobald jemand damit angefangen hat. Die Festivalmacher:innen haben dieses Prinzip umgekehrt und sind mit gutem Beispiel vorangegangen, indem sie darauf geachtet haben, dass auf Seite der Veranstaltenden faktisch kein Müll entstehen konnte. Sie haben zudem ihr Konzept klar kommuniziert. Diese Maßnahmen haben tatsächlich bewirkt, dass die Besucher:innen dazu beigetragen haben, auch verantwortungsvoller mit ihrem selbst mitgebrachten Material umzugehen: Im Jahr 2019 wurden im Schnitt pro Besucher:in nur 26 Gramm Müll während des gesamte Festivaltags produziert. Im kommenden Jahr soll es nur noch eine Mülltonne an einem zentralen Punkt des Festivals geben. Hier soll mittels einer Waage und großen Digitalanzeige in einem live-scoring angezeigt werden, wie viel bzw. wie wenig Müll…
Eppendorfer Landstraßenfest: Siegel für Nachhaltige Gastronomie
Das Eppendorfer Landstraßenfest ist ein traditionelles Straßenfest in Hamburg. Seit 1981 findet es in der Regel jährlich im Juni statt. Ein Wochenende lang kommen um die 140.000 Besucher:innen nach Eppendorf, um das vielfältige musikalische und kulinarische Angebot auf zwei Kilometern Länge wahrzunehmen. Dieses Fallbeispiel stellt die Einführung eines Siegels für nachhaltigere Gastronomie vor, das Standbetreiber:innen beim nachhaltigen wirtschaften unterstützen soll. Problematik Die Gastronomie ist zentraler Bestandteil von Festen wie dem Eppendorfer Landstraßenfest, jedoch geht diese oft mit einer hohen Umweltbelastung einher. Insbesondere Einweg-Verpackungen, tierische und importierte Produkte sowie Lebensmittelabfälle verursachen hohe CO2-Emissionen. Lösungsansatz Vor diesem Hintergrund hat Nina Laible, Nachhaltigkeitsbeauftragte der bergmanngruppe, die das Fest organisiert, ein Siegel für nachhaltige Gastronomie entwickelt. Die „Grüne Gabel“ umfasst vier Kategorien: Regionale und saisonale Produkte, Umweltfreundlichkeit (dies umfasst Aspekte wie Mehrweggeschirr), veganes oder vegetarisches Angebot sowie faire und biologische Zutaten. Gastronom:innen können ihren Stand zertifizieren lassen, wenn sie 70 % der Kriterien von drei der vier Kategorien erfüllen. Herausforderungen Die Umstellung auf nachhaltige Gastronomie stellt viele Standbetreibende vor Herausforderungen, da Alternativen recherchiert und Arbeitsabläufe sowie Kalkulationen angepasst werden müssen. Das Siegel soll daher auch dabei helfen, Standbetreibende in diesem Prozess zu unterstützen. Auch war es komplex, Kriterien für ein solches Siegel zu erarbeiten, da diese gleichzeitig wirksam, vergleichbar und umsetzbar sein sollen. Bilanz In 2022 haben zwei Gastronom:innen die „Grüne Gabel“ erhalten: Sean‘s Street Kitchen und WowFoodz. So konnten nicht nur direkt ökologische Ressourcen eingespart werden. Auch wurden die Gäste auf das Thema nachhaltige Gastronomie aufmerksam gemacht: Flaggen haben die Stände ausgezeichnet und die Gäste…
48h Wilhelmsburg: Einbindung der diversen Nachbarschaft
48h Wilhelmsburg ist ein partizipatives Musik- und Stadtteilfestival in Hamburg. 48 Stunden lang präsentieren Menschen aus den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel an rund 50 Orten des Alltags ihre Musik. Neben den Konzerten gibt es auch Ausstellungen, Workshops und Kinderprogramm. Problematik Als Nachbarschaftsfest gestartet, ist 48h Wilhelmsburg im Laufe der Zeit stark gewachsen, hat immer mehr Besucher:innen angezogen und bedurfte zunehmender Professionalisierung. Es sollte dennoch ein Fest der Nachbarschaft bleiben und so mussten die Veranstaltenden darauf achten, dass sie den direkten Bezug zu den dort lebenden Menschen erhalten. Dies war besonders angesichts der großen und diversen Nachbarschaft mit vielen unterschiedlichen Gemeinschaften herausfordernd: In Wilhelmsburg und auf der Veddel leben über 50.000 Menschen, viele Nationen sind hier zu Hause. Lösungsansatz Die Organisator:innen von 48h Wilhelmsburg binden die Nachbarschaft bei allen Schritten mit ein und bieten viele Beteiligungsmöglichkeiten: In einem ganzjährigen ko-kreativen Prozess gestalten die Anwohnenden im Rahmen von Workshops und öffentlichen Planungsrunden das Programm mit und wählen Veranstaltungsorte aus, bringen ihre Musik auf die Bühne, stellen eigene Projekte vor und nehmen an dem Festival teil. Das Bürgerhaus Wilhelmsburg organisiert diesen partizipativen Prozess seit der ersten Veranstaltung in 2009. Mittlerweile gibt es eine Projektleitung sowie eine Produktionsleitung mit zwei Assistenzen, die die Prozesse moderieren, auswerten und vor allem die Ideen und das Festival letztendlich umsetzen. Ein wichtiges Werkzeug, um insbesondere die Diversität des Viertels im Programm abzubilden, ist die sogenannte direkte Ansprache: Insgesamt acht Multiplikator:innen gehen dafür im Rahmen des Programmkomitees in die unterschiedlichen Stadtviertel (Georgswerder, Korallusviertel, Reiherstieg etc.), um dort Kontakt mit den Gemeinschaften vor…
48h Wilhelmsburg: Beschwerdemanagement etablieren
48h Wilhelmsburg ist ein partizipatives Musik- und Stadtteilfestival in Hamburg. 48 Stunden lang präsentieren Menschen aus den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel an rund 50 Orten des Alltags ihre Musik. Neben den Konzerten gibt es auch Ausstellungen, Workshops und Kinderprogramm. Problematik 48h Wilhelmsburg empfängt sowohl Menschen aus der Nachbarschaft als auch viele Gäste von außerhalb. Ein hohes Gästeaufkommen geht jedoch oft mit Belastungen durch Lärm, Müll etc. für die Anwohnenden einher. So gab es während 48h Wilhelmsburg in 2018 Lärmbeschwerden im Reiherstiegsviertel, die Polizei wurde eingeschaltet. Solche Beschwerden kommen gerade in Großstädten wie Hamburg häufig vor, in denen regelmäßig Veranstaltungen – mit meistens sehr vielen Gästen – stattfinden. Lösungsansatz Um solche Situationen zukünftig zu vermeiden, haben die Veranstaltenden von 48h Wilhelmsburg ein vielseitiges Beschwerdemanagement eingeführt. Dies umfasst zum einen eine Lärm- und Infohotline, unter der die Anwohnenden Belästigungen während des Festivals melden können. Die Veranstaltenden versuchen dann das Problem direkt – das heißt bestenfalls ohne Beteiligung der Polizei – zu lösen. Über Flyer, Website, Social Media und Stellwände werden die Anwohnenden über diese Beschwerdemöglichkeit informiert. Zudem werden auch die Besucher:innen für ein respektvolles Verhalten in der Nachbarschaft sensibilisiert, und beispielsweise gebeten, keinen Müll liegen zu lassen. Bei der Programmplanung achten die Veranstaltenden zum anderen darauf, dass sich die Konzerte auf viele verschiedene Orten verteilen, um die Belastung für Einzelne möglichst gering zu halten. Lang andauernde Partys finden aus diesem Grund idealerweise an abgelegenen Orten statt. Falls ein Ort dennoch viel bespielt wird, informiert das Festival die Anwohnenden vorab per Handzettel. Herausforderungen Ein erfolgreiches Beschwerdemanagement…
48h Wilhelmsburg: Awareness-Team für ein diskriminierungsfreies Festival
48h Wilhelmsburg ist ein partizipatives Musik- und Stadtteilfestival in Hamburg. 48 Stunden lang präsentieren Menschen aus den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel an rund 50 Orten des Alltags ihre Musik. Neben den Konzerten gibt es auch Ausstellungen, Workshops und Kinderprogramm. Problematik Auf Festivals wie 48h Wilhelmsburg kommen viele Menschen zusammen, um eine gute Zeit zu verbringen. Es kommt jedoch auch immer wieder zu grenzüberschreitendem Verhalten in Form von Gewalt oder Diskriminierung. Lösungsansatz Den Organisator:innen von 48h Wilhelmsburg wurde deshalb vor einigen Jahren bewusst, dass es während des Festivals eine Anlaufstelle für Betroffene von übergriffigen Situationen braucht – und richteten 2019 ein Awareness-Team ein. Die Gäste des Festivals können sich jederzeit an dieses geschulte Team wenden: Es ist während des Festivals über eine Hotline erreichbar und hat ein Mietauto zur Verfügung, um schnell vor Ort zu sein. Im Bürgerhaus Wilhelmsburg und im Sozialkontor Kirchdorf-Süd gibt es zudem Safer Spaces, die Betroffene ansteuern können. Über Flyer, die Website, Social Media und Plakate werden die Gäste auf diese Anlaufstelle und auf das Konzept Awareness aufmerksam gemacht. Herausforderungen Es ist schwierig, Menschen für das Awareness-Team zu gewinnen. Es ist eine bezahlte, jedoch auch anspruchsvolle Tätigkeit, die guter Vorbereitung bedarf. In Hamburg gibt es diesbezüglich noch keine ausreichenden Strukturen, auf die die Organisator:innen zurückgreifen könnten – beispielsweise mangelt es an Institutionen, die Menschen zu Awareness ausbilden und vermitteln. Über die Multiplikator:innen von 48h Wilhelmsburg sowie über Bekannte des Organisationsteams gelang es, ein Team aufzustellen, jedoch erforderte dies zusätzliche Arbeit. Eine weitere Herausforderung ist die Tatsache, dass 48h Wilhelmsburg eine…