Solidarische Kostenumlegung & Vergünstigungen

Die Veranstaltung ist frei und kostenlos zugänglich. Bei kostenpflichtigen Veranstaltungen: Menschen mit geringem Einkommen wird durch Preisreduktion (z.B. durch Soli-Tickets) die Teilnahme ermöglicht. Einnahmenausfälle, die entstehen, wenn einkommensschwachen Besucher:innen eine kostenfreie oder kostenreduzierte Teilnahme ermöglicht wird, werden durch die Veranstalter:innen sinnvoll umgelegt.

Durch die Bereitstellung kostenfreier oder vergünstigter Tickets für euer Event könnt ihr die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit geringem Einkommen fördern. Dies trägt dazu bei, soziale Ungleichheiten zu verringern und eine vielfältigere Teilnehmendenschaft zu ermöglichen. Allerdings müssen die fehlenden Ticketeinnahmen an anderer Stelle ausgeglichen werden. Dies kann entweder durch Einsparungen bei den Ausgaben oder durch zusätzliche Einnahmen erfolgen.

Nachhaltig sparen durch umweltfreundliche Alternativen

Ein guter Ansatz zur Kosteneinsparung ist es, euer Veranstaltungskonzept daraufhin zu überprüfen, ob bestimmte Ausgaben – insbesondere für umweltbelastende oder wenig nachhaltige Aktivitäten – reduziert oder ganz vermieden werden können. Dabei ist es wichtig, nicht an den falschen Stellen zu sparen, wie beispielsweise bei der fairen Bezahlung von Künstler:innen und Dienstleister:innen. Ein Beispiel für Einsparungen ist der bewusste Verzicht auf gedruckte Werbematerialien zugunsten digitaler Alternativen, die oft kostengünstiger und umweltfreundlicher sind.

Solidaritätszuschlag: Freiwillig mehr zahlen für soziale Teilhabe

Eine weitere Möglichkeit, soziale Teilhabe zu fördern, ist die Einführung eines Solidaritätszuschlags beim Ticketverkauf. Besucher:innen, die es sich leisten können und möchten, zahlen freiwillig einen höheren Ticketpreis oder erwerben sogar zwei Tickets. Das zusätzliche Geld wird verwendet, um anderen Menschen einen vergünstigten Eintritt zu ermöglichen.

Zusätzlich könnt ihr überlegen, Partnerschaften mit Stiftungen oder gemeinnützigen Organisationen einzugehen. Diese könnten eine Patenschaft für euer Event übernehmen und dadurch einer bestimmten Anzahl von Besucher:innen eine kostengünstigere oder sogar kostenfreie Teilnahme ermöglichen. Ein Beispiel ist das Modell der Stiftungstage, bei dem Stiftungen gezielt Veranstaltungen unterstützen, um soziale Teilhabe zu fördern.

Die Initiative Kulturleben ermöglicht es Menschen an Kulturveranstaltungen teilzunehmen, die nicht genügend Geld haben, sich selbst eine Eintrittskarte zu kaufen. Unter den Kulturpartner:innen, die Tickets zur Verfügung stellen, sind z.B. das ELBJAZZ Festival, Kampnagel, das Reeperbahn Festival und viele Veranstaltungsstätten.

Veranstalter:innen und Kulturinstitutionen können außerdem denHamburger Kulturschlüssel mit freien Tickets für Veranstaltungen unterstützen. In dem Projekt werden sog. Kulturgenießer:innen und Kulturbegleiter:innen zusammengebracht. Erstere sind Menschen, die aufgrund einer Behinderung, ihres Alters, ihrer Herkunft oder ihres Einkommens benachteiligt sind, eine Veranstaltung nicht alleine wahrnehmen oder sich den Eintritt nicht leisten können. Kulturbegleiter:innen ermöglichen, dass die Veranstaltung von Genießer:innen wirklich besucht werden kann. 

„Pay What You Can“

…das ist ein Preismodell, bei dem Veranstaltungsgäste selbst entscheiden, wie viel sie für eine Leistung bezahlen möchten. Das Bezahlmodel kann auf unterschiedliche Bereiche einer Veranstaltung angewendet werden: Eintritt, Merchandise, Essen und Getränke oder Gage für Künstler:innen.

Es kann einkommensschwächeren Personengruppen den Zugang zu einer Veranstaltung ermöglichen und damit zu mehr Teilhabe und Inklusion führen. Auch kann es dazu anregen, aktiv über den Wert einer Ware oder einer Dienstleistung nachzudenken und so ein stärkeres Bewusstsein zu schaffen, z.B. für die gerechte Entlohnung von Künstler:innen.

Spendenempfehlungen geben

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Kund:innen sowohl durch ihre Eigen- als auch durch die Fremdwahrnehmung (sozialer Druck) motiviert werden, für Produkte oder Dienstleistungen zu zahlen, obwohl sie sie auch kostenlos in Anspruch nehmen könnten. Die Angst davor, den eigenen oder den Fremd-Ansprüchen nicht zu genügen, d.h. einen unangemessenen Preis zu zahlen, kann dabei dazu führen, dass ein Angebot nicht wahrgenommen wird. Preis- oder Spendenempfehlungen können hier Abhilfe schaffen. Dabei kann z.B. angegeben werden, welche negativen oder positiven Auswirkungen ein bestimmter Kaufpreis auf den oder die Anbieter:in hat.

Solidarisches Ticketing auf dem Wilde Möhre Festival

Das Wilde Möhre Festival setzt auf ein solidarisches Ticketing-Modell, das Menschen mit unterschiedlichem Einkommen die Teilnahme ermöglichen soll. Das Festival bietet verschiedene Ticketkategorien an: neben regulären Tickets werden vergünstigte Soli-Tickets angeboten – insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen, Studierende oder Arbeitslose. Die Vergabe erfolgt nach dem Vertrauensprinzip über eine Selbstauskunft. Finanziert werden die Soli-Tickets durch Teilnehmer:innen, die ein reguläres Ticket zum vollen Preis kaufen oder freiwillig mehr zahlen. Diese zusätzlichen Beiträge sichern die Ermäßigung, ohne die Qualität des Festivals zu beeinträchtigen.

altonale: Mehr Teilhabe durch Pay-What-You-Can

Das Kunst- und Kulturfestival hat 2018 ein alternatives Bezahlsystem eingeführt: Alle zahlen für die Teilnahme an der altonale so viel, wie sie können und mögen, nach dem Pay-What-You-Can Prinzip. Beim Kauf von Veranstaltungstickets können Gäste den Preis frei wählen – ein empfohlener Beitrag gibt dabei einen Richtwert. Lies mehr darüber hier:

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:
Anti-Diskriminierung auf der Veranstaltung
Erreichbarkeit von Nebenveranstaltungen