Nachhaltige Ausstattung

Die gesamte Veranstaltungsausstattung und Dekoration wird anhand von Nachhaltigkeitsaspekten ausgewählt und beschafft.

Für Veranstaltungen, die Außenbereiche nutzen oder ausschließlich auf Freiflächen stattfinden, sind Zelte häufig unverzichtbar. Dabei gibt es unterschiedliche Aspekte, auf die ihr im Hinblick auf Ressourcenschonung achten könnt.

Könnt ihr Zelte bei einer Eventausstattung leihen?
So wie im gesamten Beschaffungskonzept ist auch bei Zelten das Leihen besser als ein Neukauf, um die Verwendung und Verarbeitung von Ressourcen zu schonen.

Wie wird der Boden geschützt?
Am besten werden Veranstaltungsorte und Standorte für Zelte so gewählt, dass sie auf bereits befestigtem Grund aufgestellt werden. Dann werden keine Flächen und Böden zusätzlich belastet, die vorher nahezu frei von Aufbauten oder Ähnlichem geblieben sind.

Aus welchem Material besteht die Konstruktion, sofern das Zelt ein Gerüst hat?
Gerüste aus Holz, das aus regionaler, nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, sind nachhaltiger als Gerüste aus Leichtmetall oder Kunststoff und dabei genauso stabil.

Aus welchem Material besteht der Zeltstoff?
Beim Material für Zeltstoffe gibt es unterschiedliche Ansätze: Während Domo Camp als Campingausstatter für Festivals auf bio-zertifizierten Baumwollstoff für Zelte zurückgreift, nutzt Strohboid Textilien aus Lyozell, das aus heimischen Holzfasern produziert werden. TentSetter produziert seine Sonnensegel ausschließlich in Hamburg, nutzt dafür jedoch PVC. Tutaka hat in ihr Sortiment Festivalzelte aus Pappe aufgenommen, die für den temporären Einsatz in Camping-Zonen gedacht sind. Die negativen Umweltwirkung der Zeltstoffe oder Materialien sind ohne konkrete Daten schwierig gegenüberzustellen und es gibt viele Faktoren, die hier eine Rolle spielen: Lyozell verbraucht in der Herstellung viel Energie und kann abhängig von den Wäldern, die zur Produktion genutzt werden, u.U. auch zur übermäßigen Abholzung beitragen. Dafür kommt es ohne den wasserintensiven Anbauprozess der Bio-Baumwolle aus. Sowohl Bio-Baumwolle als auch Lyozell sind biologisch abbaubar. Bio-Baumwolle trägt direkt und indirekt weniger Schadstoffe in die Umwelt ein als erdölbasierte Kunststoffprodukte wie PVC: Die Zusatzstoffe, die diesen Materialien ihre gewünschten Eigenschaften geben, entweichen mit der Zeit als Schadstoffe in die Umwelt. Bei vielen Zeltverleihen wird nicht streng auf PVC verzichtet. So wie bei vielen Abwägungen, ist hier auch ausschlaggebend, welche Aspekte euch bei der Beschaffung von Zelten wichtig sind, wie zum Beispiel die Luftqualität im Inneren oder die Fähigkeit, Wärme zu halten.

In unserem Dienstleistungsportal unter Camping und Ausstattung und Dekoration sind einige Hersteller*innen und Dienstleister*innen für den Verleih von Zelten gelistet. Auch die Dienstleister*innen im Infoportal setzen unterschiedliche Schwerpunkte, die mehr oder weniger zum Nachhaltigkeitskonzept eurer Veranstaltung passen können.

Veranstaltungsorte können mit Licht eindrucksvoll und ressourcenschonend gestaltet werden – durch die Dekoration mit Licht entsteht z.B. kein Abfall. Es sollte dabei jedoch darauf geachtet werden, dass effiziente Leuchtmittel (z.B. LEDs) eingesetzt und mit Ökostrom betrieben werden. Bei der Dekoration von Außenräumen mit Licht sollten außerdem die negativen Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf die Umwelt berücksichtigt werden. Unnötige Lichtverschmutzung kann vermieden werden, indem Licht effizient an den zu beleuchtenden Ort gelenkt wird, die verwendete Lichtmenge so weit wie möglich reduziert wird und warmweißes Licht mit einem geringen Blauanteil verwendet wird. Die Initiative gegen Lichtverschmutzung bietet weiterführende Informationen und Tipps.

Herkömmliche Kunststoffe aus Erdöl haben in Sachen Nachhaltigkeit einen schlechten Ruf, daher werden immer mehr Produkte aus “Bioplastik” angeboten. (Der Marktanteil weltweit beträgt jedoch nur ca. 1%.) Der Begriff wird unterschiedlich ausgelegt: Häufig werden Kunststoffe als Biokunststoff, Bioplastik oder bio-basierter Kunststoff bezeichnet, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe produziert werden. Eine biologische Abbaubarkeit muss nicht unbedingt gegeben sein. Eine andere Definition bezieht sich gerade auf die biologische Abbaubarkeit, aber nicht auf die Rohstoffe – d.h. auch Kunststoffe aus Erdöl können als “Bioplastik” bezeichnet werden, wenn sie biologisch abbaubar sind. Demnach kann ein Biokunststoff biobasiert und gleichzeitig biologisch abbaubar, biobasiert und nicht biologisch abbaubar oder aber erdölbasiert und biologisch abbaubar sein.

Der am häufigsten verwendete Biokunststoff ist PLA (kurz für Polylactid), also Milchsäure. Dieser Stoff wird aus Stärke gewonnen und basiert auf nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr, Mais oder Kartoffeln. Doch auch „nachwachsende Rohstoffe“ sind keine unbegrenzt vorhandene Ressource: ihre Erzeugung verbraucht Böden, Dünger und häufig Pestizide. Es besteht die Gefahr, dass nachwachsende Rohstoffe in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelherstellung treten. Zudem ist eine beträchtliche Menge an Energie notwendig, um Bioplastikprodukte herzustellen. Diese geht genauso wie bei der Verbrennung auch bei der Verrottung vollständig „verloren“.

Der BUND bemängelt außerdem, die Vorstellung, man könne Bioplastik einfach wegwerfen, weil es ja verrotten würde, fördere die Wegwerfkultur. Dabei zersetzen sich biologisch abbaubare Kunststoffe jedoch nur unter optimalen Bedingungen – das heißt bei der richtigen Temperatur und entsprechender Rottezeit. Diese ist weder im Kompostierwerk noch in der Natur gegeben. Darüber hinaus können aufgrund ihrer chemischen Struktur nicht alle Biokunststoffe recycelt werden. In der Praxis werden sie deshalb aussortiert und landen letzendlich im Restmüll.

Kann es also überhaupt wirklich nachhaltigen Biokunststoff geben? Das Umweltbundesamt schreibt, dass ein wirklich nachhaltiger Biokunststoff folgende Eigenschaften aufweisen müsste, um herkömmlichen Kunststoffen nachweislich ökologisch überlegen zu sein:

  • Die Rohstoffe müssen aus nachhaltiger, ökologischer Landwirtschaft stammen
  • Es sollten vermehrt Reststoffe aus der landwirtschaftlichen und Nahrungsmittelproduktion eingesetzt werden
  • Die Produkte sollten mehrfach verwendbar sein
  • Am Ende des Produktlebenszyklus sollte eine hochwertige stoffliche oder energetische Verwertung stattfinden

Das Umweltbundesamt resümiert, dass Bioplastik nicht nachhaltiger ist als herkömmlicher Kunststoff. Die Umweltauswirkungen sind nicht wesentlich besser, sondern verschoben: “Während konventionelle fossilbasierte Kunststoffe mehr klimawirksames CO2 freisetzen, äußert sich der ökologische Fußabdruck biobasierter Kunststoffe in einem höheren Versauerungs- und Eutrophierungspotential sowie einem gewissen Flächenbedarf.” Deshalb sollte bei der Beschaffung immer geprüft werden, ob es nicht Alternativen aus nachhaltigeren Materialien als Kunststoff gibt. Zudem sollten Mehrwegprodukte Einwegprodukten immer vorgezogen werden.

Bühnen nachhaltig zu gestalten ist gar nicht so leicht, denn die künstlerische Freiheit sowie begrenzte Ressourcen stehen oft im Vordergrund. Grundsätze einer nachhaltigen Bühnengestaltung sind u.a.:

  • Bühnenbilder werden so konstruiert und geplant, dass sie nach der Spielzeit bzw. nach der Veranstaltung leicht wieder in ihre einzelnen Materialien zerlegt und wiederverwendet oder recycelt werden können.
  • Es wird darauf geachtet, umweltverträgliche Materialien, Farben, etc. zu verwenden. Sondermüll produzierende Materialien, Verbundmaterialien und Materialien mit schlechter Recyclingquote werden vermieden oder reduziert.
  • Es werden nur so viele Materialien eingekauft, wie tatsächlich gebraucht werden.
  • Plastische Arbeiten, die den Einsatz von Styropor benötigen, werden, soweit möglich, mit Holz unterbaut, nur die oberste plastische Schicht mit Styropor beklebt.

In unserer Dienstleister-Datenbank findet ihr Partner, die euch dabei helfen, übriggebliebene Materialien, Dekorations- und Ausstattungsgegenstände oder ganze Bühnenbilder der Weiterverwertung durch andere (gemeinnützige) Nutzer zuzuführen, oder diese selbst zu beziehen, zu mieten, zu leihen oder gebraucht zu kaufen. Auch die Vernetzungsgruppe Theater und Nachhaltigkeit bietet in ihrem Online-Wiki eine Liste von Fundus und Materiallagern sowie weitere Einträge und Ressourcen zum Thema Nachhaltigkeit im Theater-/Bühnenbetrieb an.

Ralph Zeger, ein freischaffender Bühnenbildner, hat sich im Rahmen einer Weiterbildung an der LMU München diesem Thema gewidmet und eine Abschlussarbeit (Copyright liegt beim Autor) verfasst, die den Status Quo an deutschen und internationalen Bühnen, die Herausforderungen, aber auch mögliche Lösungen für mehr ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in der Bühnengestaltung zusammenfasst. Diese lassen sich vom Theaterbetrieb auch auf Event-Bühnen übertragen.

Im Messebereich ist das Leihen von Mobiliar, Geschirr und Pflanzen gängig, um Veranstaltungen zu organisieren und auszustatten. Auch aus Perspektive der Umweltverträglichkeit ist das Leihen von Veranstaltungsequipment, das nur über einen bestimmten Zeitraum benötigt wird, besser, als Material zu kaufen, das ggf. nicht direkt wiederverwendet wird und über viel längere Zeiträume eingelagert werden muss. 

Dabei sollten lokale oder regionale Ausstatter bevorzugt werden. (Hier eine Auswahl in Hamburg.) Der Transport von Materialien zum Veranstaltungsort ist nämlich eine Quelle an Treibhausgasemissionen, die berücksichtigt werden sollte, wenn es um die Ökobilanz aller Veranstaltungsaktivitäten geht. 

Greenpeace Schweiz hat einen Ratgeber zum Thema Holz herausgegeben. Dort werden unterschiedliche Holzarten danach bewertet, ob diese grundsätzlich aus ökologischen (und sozialen) Gesichtspunkten verwendet werden sollten.  

Für die öffentliche Hand hat sich die Hansestadt Hamburg bereits dazu entschlossen, umweltverträglich zu beschaffen. Grundlage ist § 3 b Hamburgisches Vergabegesetz (HmbVgG). Die Vergabekriterien sind im „Leitfaden für umweltverträgliche Beschaffung der Freien und Hansestadt Hamburg“ – im sog. Umweltleitfaden – praxisnah beschrieben und anhand verschiedener Produktgruppen konkretisiert worden. Der Leitfaden ist unter dem folgenden Link abrufbar: https://www.hamburg.de/umweltvertraegliche-beschaffung/. Veranstalter*innen, die über öffentliche Ausschreibungen beschaffen müssen, finden hier Formulierungshilfen. Der Leitfaden enthält zudem eine Negativliste mit Produkten, die die Hansestadt nicht mehr kauft.  

Das Umweltbundesamt stellt auf der Website www.beschaffung-info.de ein umfangreiches Informationsportal zur umweltverträglichen Beschaffung zur Verfügung. Die Autor*innen betonen, dass das Ziel, umweltverträglich zu beschaffen, klar und verbindlich formuliert werden muss, sodass es bei jeder Entscheidung, Produkte neu zu beschaffen, einbezogen werden kann. Unter „Lebenszykluskostenanalysen“ stehen im Infoportal des Umweltbundesamtes Vorlagen zur Verfügung, mit denen unterschiedliche Produkte im Hinblick auf die gesamte Nutzungsdauer in ihren Kosten verglichen werden können. Denn: Häufig spricht das Argument der zu hohen Anschaffungskosten gegen ein Produkt, das aber unter Umständen durch eine verlängerte Nutzungsdauer langfristig kostengünstiger ist. 

Auf der Website Siegelklarheit werden Produktsiegel bzgl. ihrer angewendeten Nachhaltigkeitskriterien verglichen und bewertet. Das Informationsportal ist gefördert von der Bundesregierung und im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie aufgesetzt worden. Es werden Siegel in den folgenden Produktgruppen verglichen: Textilien, Papier, Laptops und Co., Holz, Lebensmittel, Wasch- und Reinigungsmittel, Natursteine, Leder und Mobiltelefone. 

Es gibt unterschiedliche Siegel, die auch im Veranstaltungskontext angewendet werden können. Grundsätzlich gilt, dass nicht jedes Siegel einen hohen Nachhaltigkeitsanspruch hat. Im Zweifel gilt allerdings auch, dass ein Produkt mit einem Siegel eher umweltfreundlicher oder sozial verträglicher hergestellt worden ist als ein vergleichbares Produkt der gleichen Produktgruppe ohne Siegel. 

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

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