Die Kosten für nachhaltigere Angebote, Speisen und Getränke auf der Veranstaltung werden differenziert berechnet und transparent an die Gäste weitergegeben.
Kostenkommunikation
Eine klare und offene Kommunikation ist entscheidend, um die Akzeptanz für nachhaltige Maßnahmen zu fördern. Durch eine transparente Darlegung von Mischkalkulationen und zusätzlichen Kosten zeigt ihr euren Gästen, dass ihr nicht nur auf Wirtschaftlichkeit achtet, sondern auch auf Nachhaltigkeit und Fairness. Dies stärkt das Vertrauen in eure Veranstaltung und trägt dazu bei, dass sich die Gäste mit euren Nachhaltigkeitszielen identifizieren. Wenn eure Gäste nachvollziehen können, dass die Wahl umweltfreundlicher Materialien, regionaler Produkte oder CO₂-neutraler Logistik mit höheren Kosten verbunden ist, steigt die Bereitschaft, diese zu unterstützen. Dies gilt insbesondere, wenn ihr aufzeigt, dass diese Maßnahmen zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks und zur Förderung sozialer Verantwortung beitragen.
Um dies effektiv umzusetzen, solltet ihr eure Gäste frühzeitig und umfassend über die Preisgestaltung informieren. Dies kann auf der Website der Veranstaltung, in Einladungen oder direkt vor Ort geschehen. Nutzt klare und verständliche Erklärungen, um darzulegen, welche nachhaltigen Maßnahmen ihr ergreift und wie sich diese auf die Kosten auswirken. Beispielsweise könnt ihr erläutern, dass der Preis für ein regionales Bio-Menü höher ist als für konventionelle Alternativen, weil es zur Unterstützung lokaler Landwirte und zur Reduzierung von Transportemissionen beiträgt.
Neben der Preisgestaltung ist es auch wichtig, auf die langfristigen Vorteile nachhaltiger Entscheidungen hinzuweisen. Ihr könnt darauf hinweisen, dass die Investition in nachhaltige Alternativen nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch zur Steigerung der Qualität und des Gesamterlebnisses der Veranstaltung beiträgt.
Eine Mischkalkulation kann ein effektives Mittel sein, um nachhaltigere Alternativen attraktiver zu machen, indem sie indirekt durch andere Produkte subventioniert werden. Ihr könnt zum Beispiel nachhaltigere Speisen und Getränke zu einem niedrigeren Preis anbieten, indem weniger nachhaltige Alternativen etwas teurer verkauft werden. Dies schafft nicht nur finanzielle Spielräume, sondern motiviert gleichzeitig die Besucher*innen, sich für umweltfreundlichere Optionen zu entscheiden.
Dabei könnt ihr die Mischkalkulation entweder innerhalb eines Produktsegments umsetzen – zum Beispiel, indem konventionelle Speisen minimal teurer sind, um biologische Produkte zu subventionieren – oder über die gesamte Veranstaltung hinweg: Nachhaltige Speisen könnten durch höhere Preise bei Merchandising-Artikeln oder Eintrittsgeldern quersubventioniert werden. Dies gibt euch die Flexibilität, die Kosten so zu verteilen, dass die Besucher*innen nachhaltig konsumieren können, ohne dass es zu einem signifikanten Preisanstieg kommt.
Wichtig ist, transparent zu kommunizieren, wie diese Subventionierung funktioniert, um das Verständnis und die Akzeptanz der Besucher*innen zu fördern. Beispielsweise könnte eine klare Kennzeichnung nachhaltiger Angebote in Verbindung mit Informationen zu deren Quersubventionierung das Bewusstsein für umweltfreundliche Konsumentscheidungen stärken.
Bei Mischkalkulationen ist jedoch Vorsicht geboten: In einigen Fällen lohnt es sich mitunter, den erhöhten Aufwand im Preis zu spiegeln – zum Beispiel, wenn gleichzeitig regionale, vegetarische Gerichte sowie Gerichte mit weitaus teureren Zutaten wie Bio-Fleisch angeboten werden.
Auf dem Tollwood Festival in München wird in diesem Fall keine Mischkalkulation vorgenommen. So werden die Mehrkosten, die durch die Verwendung von dem teureren Bio-Fleisch entstehen, auch nur von den Gerichten mit Fleisch getragen und die vegetarischen und veganen Speisen können günstiger angeboten werden.
Das Einpreisen von Umweltfolgekosten, auch bekannt als „Internalisierung externer Kosten“, bedeutet, dass die negativen Auswirkungen auf die Umwelt – wie CO2-Emissionen, Wasserverbrauch oder Abfallproduktion – in den Preis von Produkten oder Dienstleistungen integriert werden. Dieses Konzept kann auf Veranstaltungen genutzt werden, um die Kosten für umweltschädliche Praktiken sichtbar zu machen und gleichzeitig nachhaltige Alternativen attraktiver zu gestalten.
Ihr könnt Umweltfolgekosten auf verschiedene Weise in die Preisgestaltung einfließen lassen. Beispielsweise könnten Speisen und Getränke, die hohe CO2-Emissionen verursachen oder aus nicht-nachhaltigen Quellen stammen, teurer sein. Die zusätzlichen Einnahmen, die durch diese höheren Preise generiert werden, könnten dann zur Finanzierung umweltfreundlicher Maßnahmen verwendet werden, wie z.B. Kompensationsprojekte, Recycling-Initiativen oder erneuerbare Energien.
Das We Love Green Festival in Frankreich integriert Umweltfolgekosten in seine Preisstruktur, indem es z.B. Gebühren für Abfallmanagement und CO2-Kompensation in den Ticketpreis integriert. Diese Transparenz schafft Bewusstsein bei den Teilnehmer*innen und fördert nachhaltigen Konsum.
Praktische Umsetzung:
Ein gutes Beispiel aus der Praxis ist das Tollwood Festival in München, das mit seinen ca. 200 Aussteller:innen und Gastronom:innen ausschließlich Bio-Gerichte auf dem Festival anbietet: Bei der Preiskalkulation für das gastronomische Angebot wird hier lediglich der zusätzliche Wareneinsatz, der durch die Verwendung von Biozutaten entsteht, auf die Preise der Gerichte aufgeschlagen. Dieser macht neben Gemeinkosten (Strom, Gas, Wasser, …), Personalkosten und Ertrag nur ca. 25-35% des Endkund:innen-Preis aus. Bei Bio-Gerichten, deren Wareneinsatz beispielsweise um 70% teurer ist als bei konventionellen Alternativen, ergibt sich dann trotzdem nur eine Preissteigerung von ca. 20%.