Ermittlung von Treibhausgasemissionen

Klimarelevante Aktivitäten der Veranstaltung, d.h. direkte und indirekte Treibhausgasemissionen, werden erfasst, sodass darauffolgend Einsparpotentiale ermittelt und konkrete Reduktionsziele formuliert werden können.

Die Klimawirkung einer Veranstaltung zu analysieren und gezielt zu reduzieren kann sich, je nach Veranstaltung und Veranstalter*in, als eine große Herausforderung ausnehmen. Wo soll man überhaupt beginnen? Wichtig ist, sich klarzumachen, dass es sich um einen mehrjährigen Prozess handelt und dass man nicht alles auf einmal schaffen muss bzw. kann. Auch, wenn im ersten Jahr oder in den ersten Jahren vielleicht noch keine signifikante Reduktion der Klimawirkung erreicht wird, wird langsam die Grundlage für zukünftige Erfolge gelegt.

Der erste Schritt ist eine Ist-Analyse. Werden bei der Veranstaltung normalerweise keine oder nur wenige klimarelevante Kennzahlen erhoben, kann es schon einen ganzen Veranstaltungszyklus dauern, diese erstmals gezielt zu erheben. Diese können dann mithilfe eines CO2-Rechners (siehe entsprechender Exkurs zu dieser Maßnahme) in CO2-Äquivalente umgerechnet werden, d.h. es kann bestimmt werden, wie viele Treibhausgase direkt und indirekt durch die Veranstaltung ausgestoßen werden.

Ein weiterer wichtiger Schritt am Anfang ist,

  1. die größten Stellschrauben zu identifizieren (in welchem Bereich der Veranstaltung werden die meisten Treibhausgase erzeugt und besteht dementsprechend das größte Einsparpotential)
  2. die am leichtesten umzusetzenden Maßnahmen zu identifizieren (welche Maßnahmen können mit dem geringsten Aufwand am schnellsten umgesetzt werden)

Dies kann, je nach Charakter der Veranstaltung, höchst unterschiedlich sein. Handelt es sich um ein Event mit Tausenden internationalen Gästen, ist vermutlich die An- und Abreise der Gäste eine der größten Stellschrauben. Handelt es sich um ein Nachbarschaftsfest speziell für Anwohner*innen, ist die Klimawirkung in diesem Bereich eher vernachlässigbar. Während es für eine Veranstaltung aufgrund bereits vorhandener Infrastruktur ein Leichtes sein kann, auf Mehrweggeschirr umzusteigen, kann dieser Schritt für eine andere Veranstaltung aufgrund fehlender Infrastruktur am Veranstaltungsort einen immensen Organisationsaufwand bedeuten.

In diese Analyse kann auch die Wesentlichkeitsanalyse (siehe Exkurs zu Maßnahme 1.1.4 Das Nachhaltigkeitsengagement der Organisation wird in einem Nachhaltigkeitsbericht Veröffentlicht.) einfließen. Veranstaltungsbereiche, die bei der Berechnung der Klimawirkung einer Veranstaltung normalerweise berücksichtigt werden, sind Energie, Mobilität, Gastronomie, Unterkunft, Beschaffung und Entsorgung.

Nach spätestens einem Veranstaltungszyklus hat man nun eine gute Grundlage, um im nächsten Zyklus die “low hanging fruit”, also die Maßnahmen, die sich am leichtesten umsetzen lassen, umzusetzen und erste Schritte zu unternehmen, um mittel- oder langfristig an den größten Stellschrauben zu drehen (z.B. internationalen Gästen die Kompensation der durch die Anreise verursachten Treibhausgase nahezulegen und/oder eine virtuelle Teilnahme zu ermöglichen). Gleichzeitig kann man nun in jedem Zyklus die Klimakennzahlen gezielt erheben und so systematisch vergleichen.

Organisiert man eine Veranstaltung, die nur einmalig stattfindet, lohnt es sich dennoch, Kennzahlen zu erheben, da diese in den eigenen Erfahrungsschatz einfließen und für zukünftige, ähnliche Veranstaltungen eine Orientierung bieten können. Und bei rechtzeitiger Planung können die “low hanging fruit” in diesem Fall sofort umgesetzt werden.

Wenn indirekte Treibhausgasemissionen ermittelt werden sollen, stehen Veranstalter*innen vor der Frage, wo der Anfang und wo das Ende der Aktivitäten ist, die in die Aufstellung aller Emissionen einbezogen werden müssen und wie diese bilanziert werden sollen.

Die sog. Scope Dimensionen wurden entwickelt, um diese Abgrenzung zu vereinheitlichen. Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen, die z.B. durch den Betrieb eines Fuhrparks entstehen. Im Veranstaltungskontext können beispielsweise die unmittelbaren Emissionen gemieteter Transportfahrzeuge durch die verbrauchten Liter Treibstoff ermittelt werden. Scope 2 bezieht sich auf die Emissionen, die bei der Stromproduktion indirekt für das Unternehmen oder die Veranstaltung entstehen. D.h. die Frage, ob der bezogene Veranstaltungsstrom aus erneuerbaren oder fossilen Energien stammt, wird an dieser Stelle einkalkuliert. In Scope 3 werden Emissionen ermittelt, die nicht direkt zu den Aktivitäten der Veranstaltung gehören, aber davor und danach entstehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die An- und Abreise der Veranstaltungsbesucher*innen, aber auch der entstehende Abfall oder die Beschaffung von in der Gastronomie angebotenen Speisen und Getränken fallen in Scope 3. Die Scope 3 Dimensions ist aufgrund ihres möglichen Umfangs in 15 Bereiche aufgeteilt, die auch für Veranstaltungen gültig sind. Im sogenannten „GHG-Protocol“, das weltweit für Unternehmen angewendet werden kann, sind die Scope Dimensionen beschrieben.

Zur Veranschaulichung der SCOPE-Dimensionen und ihrer Anwendung auf Veranstatlungen möchten wir euch diese Übersicht von Averdung Ingenieure & Berater empfehlen.

Mithilfe eines CO2-Rechners kannst du die durch eine Veranstaltung entstandenen Treibhausgasemissionen grob schätzen. Die berechneten Emissionen hängen sehr von den jeweils getroffenen Annahmen der Rechner ab, daher findest du unten unterschiedliche Rechner.

Um die Treibhausgasemissionen exakt aufzustellen, könnt ihr professionelle Beratung in Anspruch nehmen. In der Beratung werden mit euch wesentliche Emissionen ermittelt, und es wird darauf geachtet, dass ihr frühzeitig die richtigen Daten erhebt.

Für die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen und negativen Umweltwirkungen gibt es unterschiedliche Begriffe, die für den Veranstaltungskontext bedingt anwendbar sind. Ökobilanzen oder Life-Cycle-Assessments bezeichnen die Emissionen von Treibhausgasen im Verhältnis zu einem hergestellten Produkt – eine sogenannte Produktbilanz. Auf Veranstaltungen gibt es allerdings häufig kein „Produkt“. Eine andere Möglichkeit ist es, Prozessbilanzen zu erstellen: Die Emissionen werden dann in das Verhältnis zu einem Arbeitsprozess gesetzt, die in einem bestimmten Zeitraum entstehen. Die dritte Möglichkeit ist es, eine sog. Standortbilanz aufzustellen. Das bedeutet, dass die Zuordnung von entstandenen Emissionen an ein (Fabrik-)Gelände gebunden ist und vor allem räumlich begrenzt wird.

Für die Durchführung von sog. Lebenszyklusanalysen gibt es die DIN ISO Norm 14040 bzw. 14044, in denen die Standards für Ökobilanzierung festgehalten sind. Darunter fallen allgemeine Anforderungen an die Berechnung wie z.B. die Festlegung des Untersuchungsrahmens und Standards zur Bestimmung der umweltrelevanten Auswirkungen eines Produkts oder eines Prozesses.

Veranstalter*innen können Treibhausgasemissionen pro Besucher*in oder pro verkaufte Tickets berechnen oder die absoluten Emissionen berichten. Letzteres ist eine gängigere Praxis, da das Verfahren transparenter und weniger fehleranfällig ist. An dieser Stelle gibt es allerdings kein „richtig“ oder „falsch“. Jede*r Veranstalter*in kann unabhängig ein aussagekräftiges Zahlenformat bestimmen, das wesentliche Emissionen der Veranstaltung verständlich vermittelt. In der Tatenbank könnt ihr euch von Beispielen inspirieren lassen. Das Hay Festival hat sich z. B. für absolute Zahlen entschieden und DGTL hat ihre Emissionen eindrucksvoll visualisiert.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Weitere Maßnahmen

Feedbackmöglichkeiten für BesucherInnen

KooperationspartnerInnen

Anti-Diskriminierung in der Organisation

In allen Bezirken veranstalten