Ansprache verschiedener Zielgruppen

Durch inklusive und diversitätssensible Programmgestaltung (z.B. mehrsprachig, kindgerecht oder barrierefrei) werden verschiedene Zielgruppen angesprochen und aktiv zur Teilnahme an der Veranstaltung eingeladen.

Viele Menschen haben sich 2020 kreative Formate ausgedacht, die auch in Zeiten von Corona Teilhabe am kulturellen Leben ermöglichen, unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und Begegnungen schaffen. 1:1 CONCERTS© organisiert eine ca. 10-minütige wortlose eins-zu-eins Begegnung zwischen Musiker*in und Hörer*in an unterschiedlichen Spielorten. Auch KulturSendung organisiert Live-Acts im sehr kleinen privaten Rahmen. Das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes hat 10 kreative Projekte in einer Gesprächsreihe vorgestellt, die während Corona entstanden sind. Darunter das Hamburger #keinerkommt Festival, virtuelle Museumsrundgänge und einiges mehr. 

In der Veranstaltungsorganisation sensibel für Mehrsprachigkeit zu sein ist leichter, wenn das eigene Organisationsteam selbst mehrsprachig arbeitet. In der Veranstaltungskommunikation können Veranstaltungsflyer und Infomaterialien in mehreren Sprachen eingesetzt werden. Auf dem Gelände der Veranstaltungsstätte selbst sollten zudem Orientierungs- und Leitsysteme mehrsprachig gestaltet werden. Für manche Veranstaltungsaktivitäten ist es sinnvoll, Simultanübersetzer*innen und Dolmetscher*innen anzufragen, während auf anderen Veranstaltungen eher gedruckte Materialien einen Mehrwert schaffen können. Wenn auf einer Veranstaltung sowieso zentrale Anlaufstellen für Fragen der Besucher*innen eingeplant sind, können diese Stellen auch auf die Mehrsprachigkeit des Publikums vorbereitet sein. 

Das Interkulturelle Forum in Hamburg wurde 2003 von Organisator*innen interkultureller Festivals und Kulturinstitutionen gegründet. Zum Netzwerk des Interkulturellen Forums zählen Vereine, Kulturhäuser und Festivals, die gute Beispiele für umgesetzte kulturelle Vielfalt auf Veranstaltungen sind.

Stadtkultur Hamburg setzt sich für eine „generationsoffene, milieuübergreifende und inklusive“ Stadtteilkultur Hamburgs ein und zählt eine umfangreiche Liste an Mitgliedern. Unter den Mitgliedern sind Kulturzentren, Initiativen und Künstler*innen, die Diversität leben und vor Ort fördern. 

Auf internationalen Veranstaltungen können Dolmetscher*innen sinnvoll eingesetzt werden, vor allem wenn nicht alle Programmpunkte z.B. auf Englisch abgehalten werden können oder es Teil des Veranstaltungskonzepts ist, Mehrsprachigkeit und Interkulturalität zu leben. So kann allen die Teilhabe ermöglicht werden.  

Zur Vorbereitung sollten Veranstalter*innen klären, ob simultan oder konsekutiv gedolmetscht werden soll und z.B. wie viele Dolmetscher*innen gebraucht werden und welche technischen Voraussetzungen geschaffen werden müssen. In einem Angebot sollte neben Honorar(en) auch vereinbart werden, wie z.B. die Aufzeichnungen verwertet werden dürfen. 

Die Berufsbezeichnung als Dolmetscher*in ist nicht geschützt. Dagegen weist ein akademischer Grad wie „Diplom-Dolmetscher“ auf die fachliche Qualifikation hin. 

Es gibt unterschiedliche Systeme, Menschen mit Hörschädigung Kommunikationshilfen bereitzustellen. Veranstalter*innen tragen für den Abbau von kommunikativen Barrieren im kulturellen Bereich eine besondere Verantwortung, da hier Menschen noch keinen festen Rechtsanspruch auf die Übernahme von Dolmetscherkosten haben.  

Es gibt Dolmetscher*innen für Gebärdensprache und sog. Schriftdolmetscher*innen. Je nach den Gegebenheiten vor Ort sollten sich Veranstalter*innen beraten lassen, um eine effektive Lösung zu finden. Beim Schriftdolmetschen wird gesprochener Text in Schriftsprache übersetzt, sodass der Text z.B. auf einer Leinwand mitgelesen werden kann. Es gibt auch Dolmetscher*innen, die mit Spracherkennungssoftware arbeiten und im Prinzip das Gesagte nachsprechen, sodass geschriebener Text live mitgelesen werden kann. 

Eltern mit Kleinkindern sollten in der Veranstaltungsorganisation explizit mitgedacht werden. Die folgende Liste ist nicht vollständig, bietet aber einige Anknüpfungspunkte für die Planung: 

  • Wie familienfreundlich soll die Veranstaltung sein? Welchen Stellenwert sollen Kinder als Veranstaltungsgäste einnehmen? 
  • Gibt es Programmpunkte, die sich ausschließlich an Kinder richten und die auch so beworben werden?  
  • Welche Altersgruppen können ohne Probleme an der Veranstaltung teilnehmen und für welche Altersgruppen (z.B. Kleinkinder) sollte die Teilnahme vorbereitet werden?
  • Bestehen für Kinder besondere Risiken auf dem Veranstaltungsgelände wie z.B. die Lautstärke der Musik oder Zigaretten- und Drogenkonsum? 
  • Wie sicher ist das Veranstaltungsgelände im Allgemeinen? Wo sind physische Risiken für Kinder? 
  • Kann für Kinder effektiver Gehörschutz (kostenfrei) bereitgestellt werden? 
  • Ist die Veranstaltungsstätte barrierefrei mit einem Kinderwagen zugänglich? Gibt es Plätze, an denen Kinderwägen sicher abgestellt werden können? 
  • Können Spielräume oder „Zonen“ eingerichtet werden, in denen sich Eltern mit ihren Kindern zurückziehen können? Gibt es Räume, um Kinder zu stillen? 
  • Besteht die Möglichkeit (kostenfreie) Kinderbetreuung im Rahmen der Veranstaltung anzubieten? 
  • Können Eltern ihre Kinder bis zu einem bestimmten Alter kostenfrei mit auf die Veranstaltung nehmen? Welcher Ticketpreis gilt für Jugendliche? 
  • Wie zugänglich sind Wickelmöglichkeiten sowohl für Mütter als auch für Väter? 
  • Gibt es gute Sitzgelegenheiten, um gemeinsam mit Kindern zu essen? 
  • Für den Fall, dass Kinder auf dem Veranstaltungsgelände verloren gehen: Wie geht ihr als Veranstaltungsorganisation damit um? 

Die Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendkultur e.V. ist ein Zusammenschluss aus über 60 Fachverbänden und Kulturakteur*innen, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass junge Menschen Zugang zu kultureller Bildung erhalten und aktiv an Gesellschaft teilhaben können. Unter den Mitgliedern sind viele Expert*innen, die angefragt werden können, sobald Kinder und Jugendliche in den Fokus einer Veranstaltung rücken sollen. 

Eigentlich werden Zielgruppen in der Veranstaltungsplanung vor allem über das Programm definiert, z.B. als Fans eines bestimmten Musikstils oder einer Sportart. Für eine sozial nachhaltige Veranstaltung ist es wichtig, dabei auch aktiv Menschen aus marginalisierten Gruppen in den jeweiligen Zielgruppen mitzudenken, ihnen den Zugang zur Veranstaltung zu ermöglichen und Barrieren abzubauen.  

Vorab mit den lokalen Interessenvertretungen von Randgruppen zu sprechen ermöglicht die Ansprache von Menschen, die häufig nicht angemessen in der Veranstaltungsplanung bedacht werden. An dieser Stelle sind erste Ansprechpartner*innen von Verbänden und Vereinen ohne Anspruch auf Vollständigkeit zusammengestellt: 

Neben der Zusammenarbeit mit Organisationen zur aktiven Einbindung von Menschen, die tendenziell nicht in der Veranstaltungsplanung bedacht werden, können weitere Maßnahmen dazu beitragen, dass alle “Fans” und am Programm interessierte Menschen auf die Veranstaltung aufmerksam werden und an ihr teilnehmen können. Dies kann über die Gestaltung des Ticketpreises und die Nutzung von diversen Kommunikationskanälen geschehen. Mehr Infos hierzu findet ihr in den Exkursen “Gestaffelte Ticketmodelle”, “Pay What You Want”, “Tickets für Menschen mit geringem Einkommen” und “Medienpartner*innen & Pressearbeit”.  

Jede Veranstaltung spricht unterschiedliche Zielgruppen an, die von ihrer thematischen Ausrichtung und anderen Faktoren abhängen. Bei der Identifikation der Zielgruppen und ihrer Bedürfnisse ist es wichtig, marginalisierte Gruppen mitzudenken und zu inkludieren, Barrieren für grundsätzlich interessierte Besucher*innen abzubauen oder aktiv die Zielgruppe zu erweitern. Mit einer besonders nachhaltigen Ausrichtung einer Veranstaltung geht es einher, aktiv Barrieren abzubauen, die die Teilnahme von Menschen verhindern, die im öffentlichen Raum Diskriminierung erfahren wie z.B. Menschen mit Behinderungen, obdachlose Menschen, oder Menschen mit unterschiedlichen soziokulturellen Hintergründen.

Hier ein paar beispielhafte Projekte, die marginalisierte Gruppen aktiv ansprechen:

  • Die Initiative Barrierefrei Feiern, ein Zusammenschluss von „Kulturschaffenden, Musikfreaks und Freund:innen mit und ohne Behinderung“, berät die Veranstaltungs- und Musikbranche zum Thema Barrierefreiheit.
  • Das KLAPPE AUF! Kurzfilmfestival hat sich darauf spezialisiert, alle vorgeführten Filme vollständig mit Audiodeskription, Untertiteln, Gebärden- und Schriftdolmetscher*innen vorzuführen. Mehr dazu findet ihr auch in den Fallbeispielen in unserer Tatenbank!
  • Der Verein StrassenBLUES setzt sich mit kreativen Aktionen und Veranstaltungen für Obdachlose ein.
  • Bei „Hamburg für Frauen“ handelt es sich um ein Onlineportal, auf dem Projekte zusammengetragen wurden, die geflüchtete Frauen unterstützen.
  • Der Verein Rap for Refugees e.V. macht Projekte, in denen vor allem junge Menschen aus prekären Lebenssituationen ermutigt werden, sich persönlich weiterzuentwickeln.
  • Jedes Jahr finden in Hamburg die Lesbisch Schwulen Filmtage bzw. das International Queer Film Festival statt.
  • Der peeng e.V. veranstaltet seit 25 Jahren ein interkulturelles Festival.
  • Der Verein Oll Inklusive ist ein Aktivitätsnetzwerk für Menschen 60+, die ins aktuelle Geschehen eingebunden werden.

Wenn im Veranstaltungsteam selbst keine Expertise zur Einbindung unterschiedlicher Gruppen in das Veranstaltungsprogramm oder als Publikum vorhanden ist, ist es notwendig, Vertreter*innen dieser in die Planung miteinzubeziehen oder Expertise von außen einzuholen.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Weitere Maßnahmen

Interessen der AnwohnerInnen

Energiesparverhalten

Weiterbildung der Mitarbeitenden

Anti-Diskriminierung auf der Veranstaltung
Erreichbarkeit der Veranstaltungsstätte