altonale: Das veranstaltungseigene Nachhaltigkeitsleitbild

Die altonale ist ein umfangreiches Kunst- und Kulturfestival. Über 17 Tage und drei Wochenenden im Sommer bietet die altonale weit über 300 Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Film, Theater, Kunst, Tanz, Jugend und Literatur an verschiedenen Orten in den Hamburger Stadtteilen Altona und Ottensen an. Dieses Fallbeispiel stellt die Bestrebungen der altonale vor, Nachhaltigkeit strukturell als Leitbild zu verankern.

Problematik

Wenn sich eine Veranstaltung nachhaltig(er) ausrichten möchte, stellt sie meistens zunächst eine*n Nachhaltigkeitsbeauftragte*n auf. Dies ist ein wichtiger erster Schritt, um einer nachhaltigen Veranstaltung den Weg zu ebnen. Wenn sich jedoch nur eine Person dieser Thematik widmet, bleibt der Effekt auf die ganze Veranstaltung in der Regel begrenzt. Die Herausforderung liegt darin, das Wissen und die Vision in das gesamte Team zu tragen, das die Veranstaltung letztendlich plant und umsetzt. Bei der altonale sind dies jedes Jahr über 100 Menschen.

Lösungsansatz

Damit alle Beteiligten der altonale zukunftsfähige Entscheidungen treffen können, möchte die altonale Nachhaltigkeit strukturell als Leitbild verankern. Sie hat dafür bereits 2012 die Grundsteine gelegt und mittlerweile die altonale visionair ins Leben gerufen, eine festivalübergreifende Schnittstelle für Nachhaltigkeit. Sowohl das gesamte Festivalteam – also Festangestellte, Honorarkräfte, Produktionsteam und Freiwillige – als auch das Publikum und externe Partner:innen sollen für nachhaltiges Handeln sensibilisiert werden. Dies erfordert intensive und vielseitige Kommunikation nach innen und außen. Umfragen und Präsentationen der Nachhaltigkeitsbeauftragten haben zunächst das Kernteam aus festen und freien Mitarbeiter:innen der altonale aktiviert. Gemeinsam reflektierten sie die Rolle von Nachhaltigkeit in der eigenen Arbeit und entwickelten Ideen und Richtlinien für eine zukunftsfähige altonale. Mithilfe dreier extern moderierter Workshops wurden diese Ansätze dann in das gesamte Team getragen, diskutiert und weiterentwickelt. So gab es in einem ersten Schritt einen Info-Workshop mit allen wichtigen Stakeholdern der altonale – von der Geschäftsführung über die künstlerische Leitung bis zur Freiwilligenkoordination. Ein weiterer Workshop beschäftigte sich mit der Kommunikation nach außen, hier waren vor allem die Verantwortlichen für Presse, Design und Sponsoring anwesend. Ein dritter Workshop widmete sich der Fragestellung, wo und wie bei der Produktion der altonale konkret CO2 eingespart werden kann. Die Schnittstelle zu den Besucher:innen der altonale sind vor allem die vielen Freiwilligen (50 bis 70 Menschen). Es war deshalb ein besonderes Anliegen, auch diese mit ins Boot zu holen. In einem Kick-Off-Meeting im Vorfeld der altonale und mithilfe von Informationsmaterial zu Schichtbeginn wurden auch die Freiwilligen über die wichtigsten Themen unterrichtet und auf mögliche Fragen der Besucher:innen vorbereitet. Zudem fanden Gespräche mit den externen Partner:innen und Sponsor:innen statt, um sie über das Nachhaltigkeitsleitbild der altonale zu informieren. Über sie gelang das Leitbild auch an alle involvierten Dienstleister (wie beispielsweise die etwa 60 Gastronom:innen). Aber auch konkrete Maßnahmen trugen hier zur Sensibilisierung bei. So verpflichtet ein Vertrag alle Aussteller dazu, Müll zu reduzieren und zu trennen. In einer Kommunikationsrunde während des Aufbaus wurden Informationsmaterialien und Müllbeutel überreicht. Die Gäste können sich auf der Homepage der altonale über altonale visionair informieren.

Das Nachhaltigkeitsleitbild der altonale hört jedoch nicht mit dem Ende der Veranstaltung auf. Vielmehr möchte die altonale über das Festival hinaus inspirieren und Handlungstipps geben und setzt dafür auf eine ganzjährige Nachhaltigkeitskommunikation. Aus dieser Vision ist die digitale Plattform vvisionair – eine Weiterentwicklung der Ausstellung „Handle vvisionAIR“ – entstanden, die viele Hamburger Nachhaltigkeitsinitiativen, angelehnt an die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, vorstellt.

Herausforderungen

Eine Herausforderung ist, das gesamte Team inklusive der vielen Freiwilligen und externen Anbieter immer wieder zu informieren, zu inspirieren und zu begeistern, dabei jedoch nicht ihre Kapazitäten zu übersteigen. Dabei gilt, auf sensible Weise zu kommunizieren, dass nachhaltiges Handeln alternativlos ist, aber gleichzeitig keine Konkurrenz zum kulturellen Inhalt der altonale darstellt.

Bilanz

Die Entwicklung eines Leitbildes und vor allem der Transfer in das gesamte Team ist auf unheimlich große Resonanz gestoßen. Alle Beteiligten der altonale waren sehr interessiert und die vielen Ideen, die im Nachgang der Workshops entstanden sind, zeigen, dass das Thema Nachhaltigkeit von allen verinnerlicht und bei allen Entscheidungen einbezogen wurde. Viele konkrete Maßnahmen zu den verschiedensten Themen wurden direkt umgesetzt, bestehende Arbeitsmittel auf Nachhaltigkeit geprüft und Styleguides entwickelt. So wurde die Logistik teilweise auf Radverkehr umgestellt, nach nachhaltigeren Alternativen zu Hohlkammerplakaten gesucht und die Besucher:innen zu Wassersparsamkeit auf den Toiletten aufgefordert. Ein Styleguide wurde beispielsweise zum Thema Druck entwickelt: Drucksachen werden ausschließlich über die Umweltdruckerei und idealerweise für einen mehrjährigen Einsatz angefertigt (zum Beispiel bei Bannern auf Daten verzichtet) sowie stets reflektiert, ob ein Druck überhaupt notwendig ist (zum Beispiel, um Menschen ohne Internet teilhaben zu lassen). Ein Erfolg des Prozesses sind auch die vielen Schnittstellen zu anderen Maßnahmen der altonale. Beispielsweise stellt Nutzmüll e. V. die Westen für die Freiwilligen der Maßnahme Pay-What-You-Want aus entsorgten Materialien her.

Vision

Die Vision der altonale ist, die Veranstaltung noch mehr als Kreislauf zu organisieren. Dafür möchte sie weitestgehend selbstbestimmt werden, zum Beispiel weniger Dienstleistungen extern einkaufen, um Nachhaltigkeit noch umfangreicher umsetzen zu können. Eine Idee ist, dafür die Anwohnenden stärker einzubeziehen, um mit ihnen gemeinschaftlich viele Dinge selber auf die Beine zu stellen.

Die Kommunikation des nachhaltigen Leitbilds nach außen, beispielsweise mit den Gästen, ist ein zentraler Bestandteil der altonale visionair.
Foto: Anne-Kathrin Bohn
Nachhaltigkeit wird bei allen Schritten der altonale mitgedacht: So wurde beispielsweise ein Teil der Logistik aufs Rad umgestellt.
Foto: Anne-Kathrin Bohn
Die Ausstellung „Handle vvisionAIR“ stellt Hamburger Nachhaltigkeitsinitiativen vor, angelehnt an die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN.
Foto: Markus Scholz

Umgesetzte Kriterien mit dieser Maßnahme

1.1 Nachhaltigkeitsmanagement
1.2 Team & Büro
1.3 Partner:innen

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