Das Frühlingserwachen ist ein eintägiges, kostenloses Fest mit kulturellem und gastronomischem Angebot, Mitmach-Aktionen und Informationsständen im Inselpark in Wilhelmburg. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte organisiert das Fest seit 2015 jedes Jahr an einem Samstag im Mai und läutet so die neue botanische Saison im Inselpark ein. In diesem Fallbeispiel geht es um nachhaltige Beschaffungsmöglichkeiten und die Reduktion von Abfallmengen auf dem Frühlingserwachen.
Problematik
Veranstaltungen benötigen in der Regel große Mengen an Materialien: für Dekoration, Information und Give-Aways sowie für die gesamte Logistik rund um Beschilderung, Stände, Bühnen, Sitzmöglichkeiten und Sanitär. Viele Materialien sind dabei nur für die einmalige Nutzung konzipiert und landen danach im Müll.
Lösungsansatz
Die Veranstaltenden haben sich zum Ziel gesetzt, das Frühlingserwachen so zu organisieren, dass es ohne große Mengen an Abfall auskommt. Nach dem Grundsatz „Reduce, Reuse, Recycle“ (auf Deutsch „reduzieren, wiederverwenden, recyceln“) versuchen die Veranstaltenden zuallererst, ganz auf Materialien zu verzichten, sie zu leihen oder vor Ort Verfügbares zu nutzen, anstatt Neues zu kaufen. Dafür kooperieren sie mit verschiedenen Partner:innen, wie zum Beispiel mit Tentsetter, einem Zeltverleih aus Hamburg, oder Planten und Blomen, einem anderen Park in Hamburg, von denen sie Bierzeltgarnituren erhalten. Um die Druckauflage des Programmhefts möglichst gering zu halten, verbreiten die Veranstaltenden das Programm vor allem online und geben es nur auf Nachfrage in Papierform heraus. Auch Flyer werden nur auf Anfrage unter den Besucher:innen verteilt. Zahlreich wachsende Blumen aus dem Inselpark dienen als Dekoration. Einige Materialien lassen sich nicht leihen oder reduzieren und es braucht maßgeschneiderte, eingekaufte Lösungen. Hier achten die Veranstaltenden beim Kauf darauf, dass die Materialien wiederverwend- oder recycelbar sind und aus umweltverträglicher Herstellung stammen. So werden Banner ohne Datum gedruckt, damit sie im nächsten Jahr wiederverwendet werden können. Auch das Wegeleitsystem aus Holzpaletten von Zelt17 kann jedes Jahr wiedereingesetzt werden. Als Give-Away gab es 2022 eine Holzmedaille, gefertigt aus den Resten heimischer Hölzer in einem kleinen Familienunternehmen aus Süddeutschland. Die Veranstaltenden möchten außerdem die Lebensdauer der Materialien erhöhen und nutzen beispielsweise die Banner schon vorab als Werbung.
Herausforderungen
Für einige Bereichen lassen sich nur schwer nachhaltige Lösungen finden. So kommen beim Frühlingserwachen auch veranstaltungsspezifische Banner, wie zum Beispiel ein Banner mit der Programmübersicht, zum Einsatz. Diese können nicht wiederverwendet werden und landen nach dem Fest im Abfall. Druckerzeugnisse, wie Flyer und das Programmheft, sind zwar mit dem Blauen Engel zertifiziert und die Auflage ist gering, jedoch würden die Veranstaltenden gern komplett auf den Druck verzichten. Denn auch diese Materialien entsorgen die Besucher:innen in der Regel nach dem Fest im Müll.
Bilanz
Insgesamt sind die Veranstaltenden mit ihrem Beschaffungskonzept sehr zufrieden, denn sie kaufen fast nichts Neues ein und vermeiden so viel Abfall. Stattdessen nutzen sie die Gegebenheiten vor Ort oder kooperieren mit Partner:innen, um Materialien zu leihen oder bereits genutzten Gegenständen ein zweites Leben zu geben. Dies reduziert natürlich die Auswahl an Materialien und somit die Gestaltungsmöglichkeiten – die Dekoration fällt deshalb beispielsweise eher knapp aus.
Vision
Die Veranstaltenden möchten weiter kreative Lösungen erarbeiten und sich so neue Gestaltungsoptionen eröffnen. Eine Idee ist beispielsweise, Frühlingserwachen mit Upcycling-Kunstwerken – also Kunst aus Abfall oder ausgedienten Gegenständen – zu dekorieren. Eine weitere Idee ist, selber Bierzeltgarnituren und Zelte zu kaufen und diese wiederum an lokale Partner:innen zu verleihen, um Transportwege weiter zu reduzieren und das Netzwerk in Wilhelmsburg zu unterstützen.
Allgemeine Informationen zu den hier umgesetzten Maßnahmen findet ihr in den folgenden Kapiteln unserer Handreichung
7.1 Catering
7.2 Konsumverhalten
7.3 Mehrweg & Verpackung