Dortmunder Kirchentag: Klimaanpassung

Extremwettereignisse wie Hitzewellen, Gewitter und Starkregen bei vorangegangenen Veranstaltungen veranlassten die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen, die eine Teilnahme am 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag für alle Interessierte möglich macht.

Problem

Die Veranstaltung fand 2019 in ganz Dortmund statt. Das große Eröffnungsfest am Mittwoch wurde in Innenstadtlage rund um den historischen Wallring gefeiert, mit einigen außergewöhnlichen Outdoor-Bereichen, auch in der Nähe des Flusses Emscher. Fünf Tage lang bewegten sich mehr als 80.000 Besuchende jeden Alters durch die Stadt und waren dabei, ob bei Außenveranstaltungen oder in Warteschlangen immer wieder lang den Wetterverhältnissen ausgesetzt. Aufgrund der Klimaänderung ist häufiger und verstärkt mit Hitze, Starkregen, Sturm und Gewitter zu rechnen. Es galt, die Teilnehmenden zu schützen.

Lösungsansatz

Das Projekt „Klimaanpassung von Großveranstaltungen am Beispiel des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentags Dortmund 2019 (KlAnG)“ entwickelte über 30 Maßnahmen, die die Veranstaltung an die Folgen des Klimawandels anpassen sollten und setzte diese vor Ort um.

Alle Maßnahmen werden hier ausführlich erklärt und für eure eigene Veranstaltung als Maßnahmenkatalog zur Verfügung gestellt.

Wettermonitoring und Kommunikation

Ein Team von Meteorologen überwachte kontinuierlich die Wetterbedingungen. Informationen und Warnungen erreichen die Besuchenden über Push-Nachrichten in der Kirchentags-App. Screens in Veranstaltungsstätten und im öffentlichen Raum werden in Programmpausen genutzt, um Wetter-Updates zu kommunizieren, auch die Sozialen Medien werden hierfür genutzt. Über eine SMS-Kette wurden Mitarbeitende und Helfende informiert. Auch Standbetreiber:innen werden gebrieft und erhalten beispielsweise die Aufforderung, ihre Stände wegen einer Unwetterwarnung besonders zu befestigen.

Hitze, Regen, Unwetter

Ein Schatten Assessment analysierte die Schattenentwicklung im Verlauf der Veranstaltung. Dabei wird der Ort und seine Nutzung einbezogen sowie Tages- und Jahreszeit. Kühlere Orte und Schattenplätze wurden als Technik- oder Erholungsorte genutzt. Fußwege auf der Schattenseite der Straßen ausgewiesen. Veranstaltungsaufbauten wurden mit vielen Luftschneisen geplant und umgesetzt, um die natürliche Luftzirkulation nicht zu unterbrechen.

Es wurden Trinkwassersäulen aufgestellt. Sonnenschirme, vor allem im Bereich von Warteschlangen halfen, zusätzlichen Schatten zu erzeugen, es konnten sich außerdem Regenschirme geliehen werden. Das Programmheft bot eine Faltanleitungen für Sonnenhut und Luftfächer. Mitarbeitenden und Helfenden wurde Sonnencreme zur Verfügung gestellt. Die Veranstaltungsplanungen wurden mit den städtischen Fließwasser- und Starkregenkarten abgeglichen und es fand ein Pegelmonitoring des Flusses Emscher statt.

Infrastruktur

Das Projekt KlAnG beförderte in Kooperation mit der Technischen Universität Dortmund den bundesweiten studentischen Wettbewerb: „Temporäre Temperatur – Konzepte für kühlere Luft in temporären Veranstaltungsräumen“. Für Hallen und Großzelte galt Belüftung statt Klima-Anlagen-Nutzung, hier wurden die Nächte zur Abkühlung der Flächen genutzt, um Kühlungspuffer aufzubauen. Weiter gab es ein ressourcenschonendes Stufen-Kühlungskonzept. Kühlcontainer und -geräte wurden an schattigen Plätzen aufgebaut, auch für Quartiere, in diesem Fall Schulen, wurden im Vorfeld Räume priorisiert, die kühlere Voraussetzungen mitbrachten um in diesen vulnerablere Teilnehmende unterzubringen. Helle Ausstellungsaufbauten und eine helle Fahrzeugflotte verhinderten vermeidbare Hitze.

Im gesamten Veranstaltungsbereich wurden außerdem Sitzbänke aufgestellt, um weitere Resilienzräume zu schaffen.

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Herausforderungen

Das Projekt KlAnG hatte eine lange Vorbereitungszeit. Von der Idee bis zur Veranstaltung in Dortmund vergingen vier Jahre. Das lag zum einen am Förderprozess, aber auch daran, dass ein Denken in langen Zyklen nötig war, um direkt ab den ersten Schritten der Planung mitgestalten zu können. Vor allem bei Veranstaltungsplanungen mit hohem Zeitaufwand ergaben sich hier Planungskonflikte. Die Einbindung der Stadt Dortmund sowie diverser Akteure, von Stakeholdern bis zu den freiwillig Helfenden, war zeit- und kommunikationsintensiv.

Bilanz

Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund 2019 zeigt, dass Klimaanpassung bei Großveranstaltungen möglich ist und wichtiger denn je wird. Durch innovative Maßnahmen und frühzeitiges Handeln können Veranstalter:innen und Organisierende einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und gleichzeitig die Sicherheit und Komfort der Teilnehmenden gewährleisten. Viele Ideen waren allein durch Nachdenken und Umplanen umsetzbar. Es gab aber auch Maßnahmen, die Vorbereitung und Finanzierung benötigten, wie z.B. die bundesweite Studienauschreibung zur Kühlung Fliegender Bauten.

Alle Maßnahmen wurden in das Umweltprogramm EMAS übernommen. Weitere Veranstaltungen konnten bereits von der Entwicklung der Maßnahmen und den gesammelten Erfahrungen profitieren, so beispielsweise die Fan Zone Berlin 2024 zur Fußball-Europameisterschaft.

Vision

Christof Hertel, Diplom-Geograph und freiberuflicher Umwelt- und Nachhaltigkeitsberater greift auf einen Erfahrungsschatz aus 30 Jahren umweltfreundlicher Groß-Veranstaltungsorganisation zurück (und arbeitet immer wieder auch für Green Events als Berater). Er wünscht sich vor allem viele Nachahmer für die erprobten Maßnahmen. Und natürlich sollen bereits angedachte Ideen weiter ausgearbeitet und weitere Lösungen erarbeitet werden.

Webseite KlAnG

Umgesetzte Kriterien mit dieser Maßnahme:

  • 2.2 Ressourcenschonung
  • 8.2 Gesundheit & Sicherheit

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