48h Wilhelmsburg ist ein partizipatives Musik- und Stadtteilfestival in Hamburg. 48 Stunden lang präsentieren Menschen aus den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel an rund 50 Orten des Alltags ihre Musik. Neben den Konzerten gibt es auch Ausstellungen, Workshops und Kinderprogramm.
Problematik
Als Nachbarschaftsfest gestartet, ist 48h Wilhelmsburg im Laufe der Zeit stark gewachsen, hat immer mehr Besucher:innen angezogen und bedurfte zunehmender Professionalisierung. Es sollte dennoch ein Fest der Nachbarschaft bleiben und so mussten die Veranstaltenden darauf achten, dass sie den direkten Bezug zu den dort lebenden Menschen erhalten. Dies war besonders angesichts der großen und diversen Nachbarschaft mit vielen unterschiedlichen Gemeinschaften herausfordernd: In Wilhelmsburg und auf der Veddel leben über 50.000 Menschen, viele Nationen sind hier zu Hause.
Lösungsansatz
Die Organisator:innen von 48h Wilhelmsburg binden die Nachbarschaft bei allen Schritten mit ein und bieten viele Beteiligungsmöglichkeiten: In einem ganzjährigen ko-kreativen Prozess gestalten die Anwohnenden im Rahmen von Workshops und öffentlichen Planungsrunden das Programm mit und wählen Veranstaltungsorte aus, bringen ihre Musik auf die Bühne, stellen eigene Projekte vor und nehmen an dem Festival teil. Das Bürgerhaus Wilhelmsburg organisiert diesen partizipativen Prozess seit der ersten Veranstaltung in 2009. Mittlerweile gibt es eine Projektleitung sowie eine Produktionsleitung mit zwei Assistenzen, die die Prozesse moderieren, auswerten und vor allem die Ideen und das Festival letztendlich umsetzen. Ein wichtiges Werkzeug, um insbesondere die Diversität des Viertels im Programm abzubilden, ist die sogenannte direkte Ansprache: Insgesamt acht Multiplikator:innen gehen dafür im Rahmen des Programmkomitees in die unterschiedlichen Stadtviertel (Georgswerder, Korallusviertel, Reiherstieg etc.), um dort Kontakt mit den Gemeinschaften vor Ort aufzunehmen, sie über das Festival und die verschiedenen Mitmachmöglichkeiten zu informieren und zur Teilnahme zu aktivieren.
Herausforderungen
Die direkte Ansprache erfordert viele Kapazitäten, denn Menschen und Gemeinschaften müssen ausfindig gemacht, informiert und aktiviert werden. Zudem sind Wilhelmsburg und Veddel zwei unheimlich diverse Stadtteile. Es gelingt deshalb nicht, alle Gemeinschaften anzusprechen und die Vielfalt der Elbinseln zu 100 % beim Festival abzubilden. Die Veranstaltenden haben sich deshalb dazu entschlossen, jedes Jahr Schwerpunkte zu setzen, und sich auf ein oder zwei Viertel des Stadtteils zu fokussieren.
Bilanz
Die Anwohnenden nehmen die Mitmachmöglichkeiten sehr gut an und die direkte Ansprache hat sich als Mittel bewährt, um unterschiedliche Gemeinschaften einzubinden. Das Festival erfährt insgesamt einen großen Rückhalt in der Nachbarschaft. Natürlich bringt viel Partizipation auch viele Meinungen und damit auch Auseinandersetzungen mit sich. Für die Veranstaltenden war es wichtig, sich dieser Sache bewusst zu sein, und ausreichend Kapazitäten dafür einzuplanen.
Vision
Das Festival möchte noch mehr seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden, indem es alle Menschen auf den Elbinseln erreicht. Vision ist, dass nicht nur alle Anwohnenden von dem Festival und den vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten wissen, sondern die Menschen auch selbst aktiv werden, das heißt ohne den Impuls der Veranstaltenden.
Umgesetzte Kriterien mit dieser Maßnahme
• 3.1 Programmempfehlung
• 8.1 Zugänglichkeit der Veranstaltung
• 8.3 Anwohner:innen