altonale : Das Nachhaltigkeitsleitbild

Die altonale ist ein umfangreiches Kunst- und Kulturfestival. Über 17 Tage und drei Wochenenden im Sommer bietet die altonale weit über 300 Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Film, Theater, Kunst, Tanz, Jugend und Literatur an verschiedenen Orten in den Hamburger Stadtteilen Altona und Ottensen an. Dieses Fallbeispiel stellt die Bestrebungen der altonale vor, Nachhaltigkeit strukturell als Leitbild zu verankern.

Problematik

Ein wichtiger erster Schritt, um einer nachhaltigen Veranstaltung den Weg zu ebnen, ist eine:n Nachhaltigkeitsbeauftragte:n aufzustellen. Um wirksam zu handeln, sollte eine gemeinsame Vision in das gesamte Team getragen werden, das die Veranstaltung letztendlich plant und umsetzt. Bei der altonale sind dies jedes Jahr über 100 Menschen – von einem kleinen Festangestellten-Team über mehrere Projektleitungen zu vielen ehrenamtlichen Helfer:innen.

Lösungsansatz

Damit alle Beteiligten ein einheitliches Verständnis zur zukunftsfähigen Ausrichtung der altonale erlangen, möchte die altonale Nachhaltigkeit strukturell als Leitbild verankern. Sowohl das gesamte Festivalteam – also Festangestellte, Honorarkräfte, Produktionsteam und Freiwillige – als auch das Publikum und externe Partner:innen sollen für nachhaltiges Handeln sensibilisiert werden. Mithilfe von Umfragen und Präsentationen der Nachhaltigkeitsbeauftragten wird zunächst das Kernteam aus festen und freien Mitarbeiter:innen der altonale aktiviert. In drei Workshops mit jeweils sechs bis acht Teilnehmenden wird dann das Leitbild und erste Maßnahmen erarbeitet.

Der erste Workshop lädt wichtige strategische Stakeholder:innen der altonale ein: von der Geschäftsführung über die künstlerische Leitung bis zu Projektleiter:innen und Freiwilligenkoordination. In Vorträgen wird ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen erarbeitet. Mithilfe der SWOT-Analyse werden Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) du Risiken (Threats) bewertet und vor allem die internen Faktoren erarbeitet, die den Erfolg der Nachhaltigkeitsstrategie beeinflussen können.

Ein zweiter Workshop konzentriert sich unter der Teilnahme wichtiger strategischer Stakeholder:innen wie der Leitung, Kommunikations- und Fundraising-Verantwortlichen im Besonderen auf die externen Faktoren.

Im dritten Workshop kommen vor allem Mitarbeitende der Produktion und Projektleitungen zusammen. Sie befassen sich mit einem Maßnahmenplan und formulieren kurz- und langfristige Ziele in zwei Schwerpunktbereichen: Interne und externe Kommunikation sowie CO2-Reduktion in der Produktion des Festivals.

Herausforderungen

Eine Herausforderung ist, das gesamte Team immer wieder zu informieren, zu inspirieren und zu begeistern, dabei jedoch nicht ihre Kapazitäten zu übersteigen. Dafür gilt, auf sensible Weise zu kommunizieren, dass nachhaltiges Handeln auf allen Ebenen der Festivalgestaltung alternativlos ist, aber gleichzeitig keine Konkurrenz zum kulturellen Inhalt der altonale darstellt.

Hierfür braucht es Ressourcen, die aus der Finanzierung der altonale heraus nicht gestemmt werden können. Die Schnittstelle für Nachhaltige Entwicklung ist demnach von Förderung abhängig.

Bilanz

Die Entwicklung eines Leitbildes ist auf unheimlich große Resonanz gestoßen. Die vielen Ideen, die im Nachgang der Workshops entstanden sind, zeigen, dass das Thema Nachhaltigkeit von allen verinnerlicht und zukünftig bei allen Entscheidungen einbezogen wird. Erarbeitet wurden viele konkrete Maßnahmen:

  • Die Grundwerte-Erklärung wird aktualisiert
  • Der 14-tägig stattfindende Jour Fix ist die zentrale Planungsstelle für Nachhaltigkeit
  • Die Nachhaltigkeitsbeauftragte ist in allen relevanten Gremien stimmberechtigt
  • Ein Organigramm macht verdeutlicht allen Beteiligten die Kommunikationswege
  • Es wird ein altonale-gerechtes Nachhaltigkeits-Wording entwickelt, altonale visionair ist der neue Name für Nachhaltige Entwicklung, alle Bestrebungen werden künftig unterteilt in Soziale, Künstlerische, Ökologische und Ökonomische Nachhaltigkeit
  • altonale visionair bekommt eigene Slots bei Jahres- und Teamversammlungen
  • es werden verpflichtende Leitfäden für Kultursparten, Ausstellende und Veranstaltungsorte entwickelt
  • der Styleguide nimmt verpflichtende Kriterien für Kommunikationsmittel auf
  • es gibt ein Kick-Off mit dem Team Fundraising zur Entwicklung langfristiger Ziele
  • alle Entwicklungen von altonale visionair werden zukünftig mit externen Partnerschaften kommuniziert
  • ein Kick-Off-Termin mit den Freiwilligen ( circa 60 Personen) im Vorfeld des Festivals und ausgehändigte Informationsmaterialien bindet diejenigen ein, die vor Ort den maximalen Kontakt mit dem Publikum haben
  • Werbematerialien werden minimiert
  • bei Web-Hosting wird auf einen nachhaltigken Anbieter gewechselt
  • Die Produktion stellt, wo möglich, auf Radlogisitik um
  • Wo möglich, wird auf LED umgestellt, Zeitschaltuhren optimieren den Lichteinsatz
  • Die Eröffnung bietet ein rein vegetarisches Speisenangebot
  • Kommunikationskampagnen informieren das Publikum zu den Themen Umweltverschmutzung durch Zigarettenstummel, Mobilität, Wasserreduktion und altonale visionair
  • Alte Banner werden recycelt und durch den Kooperationspartner Nutzmüll e.V. zu neuer Mitarbeiter-Kleidung umgenäht

Vision

Die Vision der altonale ist, die Veranstaltung noch mehr als Kreislauf zu organisieren. Dafür möchte sie weitestgehend selbstbestimmt werden, zum Beispiel weniger Dienstleistungen extern einkaufen, um Nachhaltigkeit noch umfangreicher umsetzen zu können. Eine Idee ist, dafür die Anwohnenden stärker einzubeziehen, um mit ihnen gemeinschaftlich viele Dinge selber auf die Beine zu stellen.

Die Kommunikation des nachhaltigen Leitbilds nach außen, beispielsweise mit den Gästen, ist ein zentraler Bestandteil der altonale visionair.
Foto: Anne-Kathrin Bohn
Nachhaltigkeit wird bei allen Schritten der altonale mitgedacht: So wurde beispielsweise ein Teil der Logistik aufs Rad umgestellt.
Foto: Anne-Kathrin Bohn
Die Arbeitswesten des Freiwilligenteams wurden aus alten Bannern genäht.
Die Arbeitswesten des Freiwilligenteams wurden aus alten Bannern genäht.

Umgesetzte Kriterien mit dieser Maßnahme

1.1 Nachhaltigkeitsmanagement
1.2 Team & Büro
1.3 Partner:innen

3.2 Beauftragung und Verträge

4 Klimaschutzmaßnahmen

5 Beschaffung, Material und Abfallmanagement

9 Kommunikation

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