95 Livespielstätten und Veranstalter:innen haben in diesem Jahr eine APPLAUS-Auszeichnungen erhalten. Unsere Vorständin Helen war in diesem Jahr Mitglied der Fachjury Nachhaltigkeit. In diesem Rahmen hat sie ein Interview gegeben und erzählt über ihre Motivation, Hürden der Branche und Überraschungen bei den Bewerber:innen. Im Anschluss geben wir euch noch ein paar Informationen über den Award.
Drei Fragen an Helen
1. Was treibt dich bei der Arbeit in der Fachjury Nachhaltigkeit beim APPLAUS an?
Veranstaltungen und Spielstätten haben einen hohen Identifikationswert für Städte und Regionen. Hier können wir uns fernab des Alltags neue Inspirationen holen und uns treiben lassen. Wäre es nicht perfekt, genau hier Orte der Transformation zu schaffen?! So können Orte entstehen, an denen wir konkrete Utopien erleben können. Genau das treibt mich an. Veranstaltungen und Spielstätten sind meist Orte des kreativen Schaffens, in denen mit Überzeugung an einer Sache gearbeitet wird. Sobald die Betreiber:innen anfangen mit dieser Überzeugung Nachhaltigkeit umzusetzen, führt dies zu einem Dominoeffekt für die Spielstätte, die Besucher:innen und die Region. Wenn wir einmal anfangen, einen besseren Ort für alle zu schaffen, dann gibt es kein Zurück mehr.
2. Was sind aktuell die größten Herausforderungen für Spielstätten und Veranstalter:innen im Bereich Nachhaltigkeit?
Die größte Herausforderung ist es, den ersten Schritt zu wagen, sich den Weg durch den Dschungel der Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu bahnen und einen ersten eigenen Fokus zu finden. Das erfordert Mut, Durchhaltevermögen und Selbstvertrauen. Selbstvertrauen, weil wir viel Wissen über die Spielstätte brauchen, um herauszufinden, an welchen Punkten die Umsetzung am einfachsten gelingt. Wir müssen deshalb auf die eigene Expertise vertrauen können. Mut, weil viele Betreiber:innen Angst vor dem Vorwurf des Greenwashing und vermeintlich hoher Kosten haben. Durchhaltvermögen, weil ein Wandel Umdenken im ganzen Team und bei den Besucher:innen erfordert und das ist ein manchmal langwieriger Prozess.
3. Für den Sonderpreis Nachhaltigkeit waren in diesem Jahr 25 Bewerbungen im Voting. Hat dich beim Sichten der Bewerbungen etwas besonders überrascht?
Besonders überraschend war, wie viele Bewerber:innen die ersten Schritte in Richtung Transformation gehen und sich dabei sehr fokussiert sowie strategisch mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Besonders schön ist es, zu sehen, dass die Initiative von Clubtopia Wirkung zeigt und viele deren Code of Conduct unterzeichnet haben. Enttäuscht wiederum waren wir davon, dass es einige wahnsinnig kreative Ansätze gab, diese Ansätze allerdings nicht nach außen kommuniziert wurden.
Über den APPLAUS-Award:
Der Award ehrte diejenigen, die Orte schaffen, an denen Menschen Musik erleben, Musikkultur ausleben und Gemeinschaft finden: die Betreiber:innen von Livemusikspielstätten und Veranstalter:innen. Neben den Hauptkategorien gibt es drei Sonderkategorien: Awareness, Inklusion und Nachhaltigkeit.
In der Sonderkategorie Nachhaltigkeit werden kulturell herausragende Aktivitäten im Bereich ökologische Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Im Fokus stehen Kriterien wie u.a. ein umfassendes Konzept für ökologische Nachhaltigkeit, das die Klima- und Umweltwirkung des eigenen Livemusikbetriebs verringert und als Vorbild zu einem nachhaltigen Wandel der Livemusikbranche beiträgt, die aktive Gestaltung und konsequente Umsetzung wirksamer Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Handlungsfeldern Energie, Mobilität und Ressourcennutzung, ein strategisches und planmäßiges Nachhaltigkeitsmangement und eine transparente Kommunikation nach innen und außen.
Den Award in der Sonderkategorie Nachhaltigkeit hat das Artheater in Köln gewonnen.