Zukunftsveranstalter:in: Eppendorfer Landstraßenfest
Wie so viele andere Veranstaltungen auch, musste das Eppendorfer Landstraßenfest auch im zweiten Coronajahr abgesagt werden. Die Macher:innen haben die Auszeit aber bewusst und aktiv genutzt, um als Teil unserer Pilotphase das Thema Nachhaltigkeit voranzubringen und Strategien und Wege zu entwickeln, damit die Veranstaltung im nächsten Jahr grüner und zukunftsfähiger zurückkehren kann.
Wir haben mit Nina Laible, Nachhaltigkeitsbeauftragte der bergmanngruppe, über die “Pandemie-Pause”, die Neuausrichtung von Events und ihre “Agenda25” gesprochen.
Warum ist euch Nachhaltigkeit gerade jetzt wichtig?
Die Nachhaltigkeitsdebatte hat in den vergangenen Jahrzehnten nahezu jeden Bereich des gesellschaftlichen Lebens erreicht und so ist es auch für uns selbstverständlich, dass sich die Eventbranche dieser Herausforderung stellen muss. Denn als emotionale Plattform bieten insbesondere Events die Möglichkeit, Nachhaltigkeit nicht nur umzusetzen, sondern auch zu transportieren. Der bergmanngruppe ist bewusst, dass es längst überfällig ist, den Umgang mit den nötigen Ressourcen so zu verändern, dass eine langfristige und möglichst nachhaltige Nutzung garantiert werden kann. Dafür haben wir in der „Pandemie-Pause“ einen auf die Agentur zugeschnittene Agenda mit Visionen und Maßnahmen erarbeitet, die zu einem nachhaltigen Management in allen Handlungsfeldern beitragen.
Was wurde in der Beratung mit GEHH angestoßen?
In der Beratungsphase des Pilotprojekts von Green Events Hamburg haben wir nochmals bestätigen können, dass Nachhaltigkeit durch verschiedene Maßnahmen auf Veranstaltungen aller Art adaptiert werden kann. Nachhaltigkeit bringt für uns neben einigen Unsicherheitsfaktoren und Hindernissen auch viele Vorteile und Chancen mit sich. Trotz dieser Herausforderungen und der Komplexität dieser Aufgabe nimmt die bergmanngruppe diese Hürde an, damit sich sowohl unsere Veranstaltungen als auch das Thema Nachhaltigkeit inklusive der Umsetzung weiterentwickeln kann. Damit nutzen wir Nachhaltigkeit in der Umsetzung unserer Veranstaltungen als zukunftsfähiges Fundament, um neue Wege zu gehen und uns ständigen Innovationsprozessen zu unterziehen.
Was ist euch davon besonders gut gelungen? Worauf seid ihr dieses Jahr stolz?
Wir haben unsere Agenda25 – den Nachhaltigkeitsbericht der bergmanngruppe – gemeinsam mit Nachhaltigkeitsberater:innen verfasst und das Thema intensiv in Workshops und Agentur-Meetings besprochen. Ziel dieser Agenda ist es, ökologische Verantwortung, soziale Gerechtigkeit und ökonomische Leistungsfähigkeit im Jahr 2025 erreicht zu haben. Der bergmanngruppe geht es nicht nur um die Realisierung einer nachhaltigen Planung und Umsetzung, vielmehr geht es darum, das Thema Nachhaltigkeit der Gesellschaft generell und ganzheitlich näher zu bringen. Nachhaltigkeit wird von uns nicht mehr nur als Teil von Events gesehen, sondern dient stattdessen als Fundament, auf welches unsere strategische Umsetzung von Events aller Art aufbaut. Dazu haben wir eine Nachhaltigkeitsbeauftragte ernannt und digitale Kontroll- & Verbesserungsmechanismen entwickelt, welche auf die Agenda, Veranstaltungen und individuelle Akteure:innen der Branche zugeschnitten sind.
Was ist dieses Jahr bei euch anders (in Bezug auf z.B. Corona, Nachhaltigkeit etc.)?
Mit dem Start der Pandemie und der Entwicklung unserer Nachhaltigkeitsstrategie im vergangenen Jahr hat sich für die bergmanngruppe einiges geändert. Durch den intensiven Austausch mit allen Beteiligten und Umfragen haben wir festgestellt, dass die Sensibilisierung für bestimmte Themen wie Nachhaltigkeit oder pandemiegebunden auch das Thema Hygiene nicht nur innerhalb des Unternehmens vorzunehmen ist, sondern auch nach außen getragen werden muss. Wir möchten deshalb die Einzigartigkeit der Emotionalisierung von Events dazu nutzen, ein allgemeines Bewusstsein für die jeweiligen Aspekte zu entwickeln. Aus diesem Grund ergänzen wir das klassische Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit für unsere interne Umsetzung mit einer sehr wichtigen vierten Säule, die das Thema Kommunikation trägt. Diese beinhaltet für uns die Verpflichtung, dass klar und verständlich kommuniziert und abgebildet wird, welche umweltfreundlichen und sozialverträglichen Maßnahmen für die Umsetzung ergriffen werden. Ob dies durch Beschriftungen oder Abbildungen auf Übertragungsmedien stattfindet, spielt eine untergeordnete Rolle. Sobald jedoch kommuniziert wird, kann allen Teilnehmenden und Mitwirkenden der Veranstaltung ein Impuls mitgegeben werden. Das Ganze nach dem Motto „Kommunikation ist die Antwort auf Komplexität”.
Was wünscht ihr euch für Veranstaltungen der Zukunft?
Die Implementierung von Nachhaltigkeit bei unseren Event-Formaten gestaltet sich nicht immer einfach und verlangt viel Kommunikation, Kreativität und Flexibilität von allen Akteur:innen. Nichtsdestotrotz sind wir überzeugt davon, dass wir die Ziele unserer Agenda25 gemeinsam mit Behörden, Standbetreibenden, Künstler:innen und Dienstleistenden und natürlich auch den Besuchenden erreichen können. Dabei haben wir uns drei klare Ziele übergeordnet: Das Abfallaufkommen und den Energieverbrauch zu reduzieren, langfristig dadurch Kosten einzusparen und dabei die Transparenz der Wertschöpfungskette von Produkten offenzulegen. Das verlangt natürlich nicht nur von uns als Veranstaltender, sondern auch von allen weiteren Beteiligten Disziplin und Engagement.
Dementsprechend wünschen wir uns auch zukünftig, dass wir durch einen stetigen Austausch und gegenseitige Unterstützung aller Beteiligten den Fokus der Nachhaltigkeit nicht verlieren und durch eine erfolgreiche Zusammenarbeit einen Standard im Umgang mit Ressourcen aller Art setzen können. Mit unseren Veranstaltungen ermöglichen wir allen demographischen und sozio-kulturellen Besuchenden eine Alternative zur herkömmlichen Freizeitgestaltung, da unsere Formate weitestgehend barrierefrei in jeglicher Hinsicht gestaltet werden. Das bedeutet, dass wir die Partizipation aller – unabhängig der Herkunft, des Glaubens, der finanziellen Mittel und der körperlichen Verfassung weitestgehend ermöglichen. Dementsprechend finanzieren sich unsere öffentlichen Veranstaltungen auch nicht durch einen klassischen Eintritt, sondern orientieren sich am Konsum und der kulturellen Nachfrage der Gäste. Die finanziellen Mittel, um nachhaltig und innovativ in der praktischen Umsetzung agieren zu können, sind dementsprechend nicht immer gegeben. Konkret wünschen wir uns hier, dass wir vom finanziellen Mehraufwand bestimmter nachhaltiger Maßnahmen von ergänzenden Trägern entlastet werden könnten, in dem wir nachhaltige Förderungen ohne intensive bürokratische Hürden erhalten.