Hintergrund
Nicht nur in Sachen Klimawirkung ist ein bewusster Umgang mit Papierprodukten ein riesen Hebel. Denn im Papier landen rund 40 Prozent der globalen industriellen Holzernte. Deutschland ist weltweit viertgrößter Papierverbraucher, das heißt wir haben viel Verantwortung und zugleich große Gestaltungsmöglichkeiten. Abholzung, Degradierung und Zerstörung von Wäldern verursachen immense CO2-Emissionen und reduzieren langfristig die so wichtige Speicherkapazität, wobei neben den Bäumen auch die Waldböden als natürliche Senken eine große Rolle beim Klimaschutz spielen. Gleichzeitig leben zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten im Wald, sein Erhalt bedeutet also auch direkten Artenschutz. In Schweden, wichtigstem Herkunftsland von Papierholz für Deutschland, sprechen Umweltorganisationen aufgrund der Intensiv-Forstwirtschaft von einer schweren Krise der Biodiversität: Nur 10 Prozent der nutzbaren Wälder sind in einem naturnahen Zustand, etwa 1.800 Tier- und Pflanzenarten, die auf den Lebensraum angewiesen sind, stehen auf der roten Liste vom Aussterben bedrohter Arten. Vorläufige Daten der schwedischen Umweltschutzbehörde für 2021 zeigen, dass die Nettokohlenstoffspeicherung der schwedischen Wälder von 30 auf 25 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente gesunken ist (Quelle: FERN Newsletter, Oktober 2022). Entsprechend fordern NGOs eine deutliche Reduktion der Holzernte. Zumal Wälder steigenden Temperaturen und zunehmender Trockenheit in der Klimakrise am besten trotzen können, wenn Biomassse und Totholz für Schatten, Feuchtigkeit, Kühle und ein gesundes Waldinnenklima sorgen.
Die Papierherstellung auf Basis von Holz hinterlässt neben dem ökologischen auch einen immensen sozialen Fußabdruck: Sowohl in Süd- als auch Nordamerika – weitere wichtige Lieferregionen für deutsches Papierholz – verlieren indigene Gemeinschaften durch die Zerstörung von Waldökosystemen ihre Heimat, Jagdgebiete, kulturellen Stätten. In Brasilien expandieren riesige Baumplantagen für schnellen Holznachschub, zumeist in Form von Eukalyptus, auf landwirtschaftlichen Flächen, die Bauernfamilien teils seit Generationen für ihren Lebenserwerb nutzen. Meist haben sie jedoch keine offiziellen Besitzurkunden, da die Landreform immer wieder verschleppt wurde. Wer nicht weichen will, wird teils unter schweren Land- und Menschenrechtsverletzungen vertrieben, landet meist verarmt in den Slums der Städte. Bleiben Dörfer verschont, verlieren viele Menschen trotzdem ihre Existenzgrundlage, da die angrenzenden Plantagen durch Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden Gewässer und Böden belasten, zum Verlust von Obstbäumen und anderen Nahrungspflanzen führen, Fischsterben verursachen. Eine Studie deckte jüngst auf, dass in Brasilien von 27 Pestiziden, die in landesweiten Wasserproben gefunden werden, 21 in Europa verboten sind (Quelle: Environmental Paper Network, Dezember 2022, Summary Report „Scorching the Earth“). Weitere Zerstörung verursacht die zunehmende Trockenheit, denn Eukalyptus benötigt für seinen raschen Wuchs – die Bäume können bereits nach 6-7 Jahren geerntet werden, während eine Fichte in Skandinavien z. B. 70 Jahre benötigt – enorme Wassermengen in den ohnehin trockenen Regionen. Grundwasserstände sinken und Wasserquellen versiegen, weshalb Einheimische die industriellen Baumplantagen als „grüne Wüsten“ bezeichnen. Immer öfter kommt es zu schweren Bränden, zusätzlich befeuert durch die ätherischen Öle der Eukalyptuspflanzen. Zuletzt vor allem in Chile, wo es ein Mitglied einer Sozialbewegung wie folgt beschreibt: „Dies war eine Gegend, wo die Menschen Weizen, Kartoffeln, Bohnen, Linsen und Obstbäume anbauten. Sie sammelten Medizinpflanzen und hatten Nutztiere wie Hühner. Wenn Baumplantagen expandieren, werden Bauern und Indigene vertrieben oder sie sehen, wie das Land degradiert wird und das Wasser verschwindet.” (Quelle: WRM World Rainforest Movement, Juli 2017).
Zudem verbraucht die Papierindustrie große Mengen an Energie und steht damit in Deutschland auf Platz 3 nach der metallerzeugenden und der chemischen Industrie. Papiersparen hat deshalb höchste Priorität, Umweltverbände fordern im Schulterschluss mit der Verbraucherzentrale schon lange eine Halbierung des Verbrauchs. Ökologisch und sozial können digitale Alternativen laut Umweltbundesamt vor allem dann punkten, wenn Endgeräte möglichst lange genutzt werden, modular aufgebaut und damit reparierfreudig sind, zudem einen niedrigen Strombedarf haben und mit Ökostrom betrieben werden (Quelle: UBA 2023). Wo weiterhin Papier gewünscht wird, ist der Blaue Engel das Zeichen der Wahl. Er steht für höchstmöglichen Altpapiereinsatz, Verzicht auf kritische Chemikalien und natürlich volle Funktionalität. Gegenüber Primärfasern sparen Recyclingpapiere laut neuer Ökobilanz des ifeu Instituts im Auftrag des Umweltbundesamtes im Schnitt 68 % Energie, 78 % Wasser, 87 % Abwasserbelastung und mindestens 15 % CO2, (Quelle: UBA 2022). Wer Recyclingpapier von Steinbeis Papier, Europas führendem Hersteller grafischer Recyclingpapiere nutzt, kann sogar 42 % C02-Einsparung verbuchen aufgrund des hochmodernen eigenen Kraftwerks, Einsatz von Reststoffen, Kondensat, Ersatzbrennstoffen sowie 100 % Grünstrom (Quelle: Steinbeis Papier). Da Altpapierimporte überwiegend aus Europa kommen, sind zudem die Auswirkungen von Transportwegen meistens geringer. Auch bei Hygienepapieren sollte konsequent der Blaue Engel gewählt werden, da die wertvollen Fasern sonst nach nur einmaliger Nutzung unwiederbringlich verloren gehen.
Weitere Hintergrundinfos, warum das Thema so wichtig ist, liefert die Broschüre „Papier. Wald und Klima schützen“, abrufbar beim Umweltbundesamt als PDF sowie als kostenfreie Printversion, mineralölfrei gedruckt auf fünf unterschiedlichen Recyclingpapieren mit Blauem Engel und damit zugleich ein „kleines Musterbuch“ für optimale Wiedergabe und Brillanz auch hochwertiger Farbfotos: www.umweltbundesamt.de/publikationen/papier.