Nachbericht Diversity BarCamp

Bereits einen Tag nach dem Workshop „Nachhaltiges Veranstalten – Wir verschieben die Grenzen des Machbaren“ mit Vertreter:innen der Behörden und Bezirke lud Green Events Hamburg zum Online BarCamp. Am 22.10. traf man sich in geselliger Runde vor dem heimischen Bildschirm. Durch die Verlegung der BarCamps ins Digitale, war die Ausrichtung…

Bereits einen Tag nach dem Workshop „Nachhaltiges Veranstalten – Wir verschieben die Grenzen des Machbaren“ mit Vertreter:innen der Behörden und Bezirke lud Green Events Hamburg zum Online BarCamp. Am 22.10. traf man sich in geselliger Runde vor dem heimischen Bildschirm. Durch die Verlegung der BarCamps ins Digitale, war die Ausrichtung deutlich überregionaler als gewohnt. So waren die 16 Teilnehmenden nicht nur aus Hamburg zugeschaltet, sondern auch aus Essen, Lüneburg, Berlin und Bremen.
Das große überregionale Interesse hatte u.a. der Vortrag von Filiz Gülsular von Musik von den Elbinseln auf sich gezogen. Sie berichtete über Diversität und Einbindung verschiedener Zielgruppen auf Veranstaltungen am Beispiel von 48 Stunden Wilhelmsburg. 

48h Wilhelmsburg ist seit 11 Jahren das Schaufenster des Netzwerk Musik von den Elbinseln. Ein Wochenende lang bespielen Musiker:innen jeder Kultur, aller Genres, Professionalisierungs- und Altersstufen von der Veddel und aus Wilhelmsburg 48 Stunden lang ihre Nachbarschaft. Das Festival bringt Musik, Orte und die Nachbarschaft zusammen. Die Besonderheit des Festivals ist es, dass es keine Hauptbühne gibt, sondern das gesamte Viertel bespielt wird. Egal, ob in Parks, Geschäften, Cafés oder Wohnzimmern, hier entdecken selbst langjährige Anwohner:innen noch neue Ecken ihres Stadtteils. Und hier findet sich gleich die zweite Besonderheit von 48 Stunden Wilhelmsburg: das Festival ist vom Viertel für das Viertel ausgerichtet. Die Macher:innen streben nicht danach, die Strahlkraft auf ganz Hamburg auszuweiten. Ziel ist es, Anwohner:innen aller Nationalitäten einander näher zu bringen.

Basis hierfür ist eine umfangreiche Nachbarschaftskommunikation. Die Akteur:innen von 48 Stunden Wilhelmsburg verbringen viel Zeit mit Überzeugungsarbeit und dem Abbau von Ressentiments. Ist meine Musik gewollt? Bin ich gut genug? Kommen Menschen zu uns? Fragen wie diese beantworten Filiz Gülsular und ihr Team immer wieder. Und freuen sich mit den Musiker:innen und Besitzer:innen von Veranstaltungsorten, wenn diese feststellen, dass der Zulauf viel größer ist, als erwartet.

Das hat dazu geführt, dass heute gar nicht mehr alle Bandbewerbungen und Veranstaltungsorte berücksichtigt werden können. Doch es gibt auch immer wieder Punkte, an denen das Team nicht weiterkommt. Aber auch das gehört dazu – festzustellen, dass man nicht auf Biegen und Brechen jeden mitnehmen kann. Wenn jemand nicht mitgenommen werden will, ist das auch ok.

Nach dem spannenden Vortrag wurde Filiz Gülsular von den Teilnehmenden des BarCamps förmlich mit Fragen gelöchert. Aufgrund der aktuellen Lage war die Corona-konforme Umsetzung von 48 Stunden Wilhelmsburg natürlich auch von großem Interesse. Hier setzte das Festival auf eine Mischung aus Podcasts, Live-Streams und Konzertvideos und Nachbarschaftskonzerten, die nicht für die Öffentlichkeit zugänglich waren.

Anschließend berichteten andere Stadt(teil)feste, die über ein größeres überregionales Einzugsgebiet verfügen – wie die Altonale, die Breminale und das Reeperbahn Festival – von ihren diesjährigen „Corona-Versionen“ und Ansätzen, ihre Festivals im Stadtteil zu verankern und das richtige Gleichgewicht zwischen Anwohnern:innen und Publikum zu halten. Denn eins haben alle Festivals gemeinsam: die Einschränkungen durch Sperrungen, Lärm und Müll werden von einigen Anwohner:innen schwerer gewichtet als der Zugewinn an Kultur, Musik und Diversität. Hierfür gilt es, möglichst nachhaltige Lösungen zu finden, wie die Zusammenarbeit mit der Stadtreinigung oder der Einsatz von Mülllastenrädern.

Die größte Frage in der aktuellen Zeit bleibt natürlich, wie Stadt(teil)feste jeder Größenordnung im kommenden Jahr überhaupt aussehen können und wie eine Diversität und eine Verankerung im Stadtteil auch bei einer digitalen oder Hybridveranstaltung umgesetzt werden kann.

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