Jedes Jahr nachhaltiger  – das Gastro-Konzept des lunatic Festivals           

Im letzten Blog-Beitrag haben wir euch das Handlungsfeld Gastronomie vorgestellt. Jetzt wollen wir einmal hinter die Kulissen schauen, wie ein nachhaltiges Gastro-Konzept in der Praxis umgesetzt wird. Dazu haben wir euch auf Instagram gefragt, welches Event euch besonders durch das nachhaltige Gastro-Konzept überzeugt hat. Vorgeschlagen habt ihr uns das lunatic…

Im letzten Blog-Beitrag haben wir euch das Handlungsfeld Gastronomie vorgestellt. Jetzt wollen wir einmal hinter die Kulissen schauen, wie ein nachhaltiges Gastro-Konzept in der Praxis umgesetzt wird.

Dazu haben wir euch auf Instagram gefragt, welches Event euch besonders durch das nachhaltige Gastro-Konzept überzeugt hat. Vorgeschlagen habt ihr uns das lunatic Festival aus Lüneburg und spätestens nach einem Interview mit Adrian und Anika aus dem Gastro-Team können wir das gut verstehen!

Anika Syrzisko, lunatic Festival, Foto © Anika Syrzisko
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Adrian William Garcia, lunatic Festival, Foto © Adrian William Garcia

 

 

Vegetarisch, vegan, lokal, besonders!

Das Festival ist tatsächlich etwas ganz Besonderes, denn jedes Jahr wird das lunatic von einer neuen Gruppe von Studierenden der Leuphana Universität Lüneburg organisiert – mit dem Ziel ein möglichst nachhaltiges Festival auf die Beine zu stellen!

Dass nachhaltige(ere) Gastro auf dem lunatic eine große Rolle spielt, spiegelt sich schon darin wider, dass bereits seit Jahren nur Foodtrucks und Caterern mit ausschließlich vegetarischen und veganen Speisen eingeladen werden. Das diesjährige Gastro-Team möchte aber noch einen Schritt weiter gehen und der rein pflanzlichen Ernährung auf dem Festival mehr Gewicht geben: So werden die Festival-Gäste in diesem Jahr in den Genuss kommen, sich bei allen Food-Ständen durch eine vegane Auswahl schlemmen zu können: Es wurde beschlossen, dass neben den drei rein veganen Food-Ständen, die anderen sechs alle ein vergleichbares pflanzliches Angebot mit auf die Speisekarte setzen müssen.

Tatsächlich ist der Grund, den Anika nennt, weswegen sich das Team gegen ein rein pflanzliches Catering auf dem Festival entschieden hat, ebenfalls ein (sozial) nachhaltiger:

„Wir haben festgestellt, dass, wenn wir 100% veganes Catering auf dem Festival voraussetzen, viele kleine, lokale Stände benachteiligt werden, die nicht so schnell auf vegan umstellen können.“

Für die Suche geeigneter Gastro-Stände erstellte das Team daher eine Prioritäten-Liste und definierte im Vorfeld, was „Nachhaltiges Catering“ für sie bedeutet: ausschließlich vegetarisches und veganes Speisenangebot ist Voraussetzung. Des Weiteren bevorzugen sie Caterer, die ihre Speisen in Bio-Qualität anbieten, kleine Betriebe lieber als große Unternehmen und auch Regionalität hat einen hohen Stellenwert:

„Für uns ist regional alles was wirklich aus der direkten Umgebung kommt – also Lüneburg, Hamburg und direktes Umland. Ganz Niedersachen ist zwar noch okay, aber schon nicht mehr ideal für uns. Wir haben uns ein Limit gesetzt, dass max. zwei Catering-Stände von weiter weg kommen dürfen.“(Adrian)

Außerdem werden auch unkonventionelle Projekte gerne angefragt, um die Bandbreite von Nachhaltigkeit auf dem Festival erlebbar zu machen- so hofft das Team, dass sie dieses Jahr einen Stand willkommen heißen können, der Drinks von einer Upcycling-Bar– aus einem alten Kühlschrank- ausschenkt.

Herausforderungen nachhaltige Getränke

Bezüglich Drinks sieht das lunatic dennoch eine größere Herausforderung im Hinblick auf Regionalität, denn nicht alle Getränke können überhaupt in der Region produziert werden, wie z.B. Wein. Außerdem ist das lunatic-Team in gewisser Weise auch an große Sponsor:innen gebunden, um das Festival am Laufen zu halten. Die Lösung, die Adrian und sein Team einschlagen, ist die Getränke bei einem lokalen Getränkelieferanten gebündelt zu bestellen, um wenigstens dahingehend die Transportwege zu minimieren.

Eine weitere Hürde, die das Gastro-Team bei der Ausstellersuche überwinden müssen, ist, dass

„nachhaltige Produzent:innen oftmals weniger Geld haben – u.a. weil nachhaltige Produkte mehr kosten, zum Beispiel ist pflanzliche Milch in Bio-Qualität wegen der höheren Mehrwertsteuer teurer als Bio-Kuhmilch. Jedoch ist auch das lunatic Festival auf Standgebühren angewiesen.“ (Anika)

Der Anspruch das Festival jedes Jahr noch nachhaltiger zu gestalten

Dennoch hat das lunatic gerade wegen der Nachhaltigkeit einen guten Ruf und Ausstellende kommen gerne im nächsten Jahr wieder.

„Es gäbe von allen Seiten viel Gegenwind, wenn man Nachhaltigkeit nicht ernst nimmt.“ (Adrian)

Und dass das Team das Thema Nachhaltigkeit ernst nimmt, das spüren wir allein in der Art und Weise wie Adrian und Anika über das Festival und ihre Arbeit sprechen. Aber eben auch dadurch, dass sie uns einen authentischen Einblick geben in die Vielschichtigkeit ihrer Maßnahmen und Pläne für die Zukunft: Adrian und Anika berichten, dass sie ein Zero-Plastik Konzept planen, die Nachhaltigkeitskommunikation auf dem Festival ausweiten wollen und dass das Team-Catering bereits zum Teil aus Foodsharing-Produkten gekocht wird.

Was uns aber am lunatic Festival ganz besonders gefällt, ist der Anspruch das Festival jedes Jahr noch nachhaltiger zu gestalten – aus den Fehlern und Herausforderungen der vorherigen Organisationsteams zu lernen und immer wieder nachhaltige Verbesserungen anzustoßen. Das spiegelt wider, wie Nachhaltigkeit auch in der Veranstaltungsbranche zu verstehen ist, als kontinuierlichen Prozess.

 

Interview und Text: Maleen Rheinfeld

 

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