Die Relevanz und Frage des Warums – “warum nachhaltiger einkaufen” – klärt sich bei einem Blick auf den aktuellen Zustand unserer Welt quasi von selbst. Klimaziele, die nicht mehr erreicht werden können. Kipppunkte – unumkehrbare, gravierende Umweltauswirkungen -, die überschritten wurden. Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen, die zu spät beziehungsweise in unzureichendem Ausmaß greifen. Daher ist es wichtiger denn je, innerhalb des eigenen Wirkungsradius Verantwortung zu übernehmen.
Wenn wir von nachhaltigem Einkauf sprechen, dann meinen wir…
NICHT: Die Beschaffung massengefertigter Produkte, meist verbunden mit starken Menschenrechtsverletzungen entlang intransparenter Lieferketten, kurzweiligen, linearen Produktlebenszyklen und dramatischen Umweltauswirkungen aufgrund kostengünstigstem, undurchdachten Materialeinsatzes. Wer dafür bezahlt? Mensch und Natur. Ironisch, oder?
Auch wenn oberes Szenario noch viel zu häufig der Realität entspricht, ist es zum Umdenken noch nicht zu spät. Um das Bewusstsein und den Fokus hin zu faireren und umweltverträglicheren Anschaffungsprozessen zu verlagern, hilft es, sich unserer Erfahrung als Expertinnen für nachhaltigen Einkauf und Lieferkettenmanagement nach Produkten anhand folgender Punkte zu evaluieren bzw. zu prüfen:
- Antizipation einer ethischen Unternehmensführung der Lieferant:innen
- Einhaltung von Kernarbeitsnormen und Schutz von Menschenrechten
- Förderung von Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion
- Schutz von Ökosystemen, Biodiversität
- Dekarbonisierung (Speaking of… kostenfreier CO2-Rechner für die Kultur)
- Entmaterialisierung und Zero Waste
- Förderung von Innovation, Tradition und Handwerkskunst
Wie? Am besten weiterlesen! Und Wissen, Inspiration und Leitlinien beim Umwelt Bundesamt zur nachhaltigen Beschaffung einsammeln.
Und… Schön und gut, aber… ein Hürdenlauf gegen die Zeit?
Vielleicht, aber kein aussichtsloser. Es folgt: Hürde – Hilfestellung
Hürde #1: Greenwashing. Nicht alles, was grün ist, glänzt (in Sachen Nachhaltigkeit).
Der Dschungel an Nachhaltigkeitsversprechen, grünen Blättern und Siegeln auf Produktverpackungen, vermeintlich vertrauenswürdigen Zertifikaten ist groß. Wie soll und kann man sich darin zurechtfinden?
Der Weg hindurch:
- Wachsam bleiben und kritisch hinterfragen
- Keine Intransparenz dulden. Red Flag: Verschleierte Aussagen und versteckte Informationen
- Schwarmwissen nutzen: Austausch im (Branchen-)Netzwerk (z.B. Green Events, clubtopia) & Expert:innen hinzuziehen
- Betrachtung der gesamten Lieferkette
- Hierfür bietet sich ein Produkt-Fragebogen an, der den gesamten Produktlebenszyklus prüft: Ressourcenentnahme, Material-/Produktherkunft, Produktionsstandort, Logistik und Entsorgung.
Beispiel: Festivalbändchen aus Bio Baumwolle Auf Wunsch können wir Leser:innen einen Fragebogen zur Produktprüfung zur Verfügung stellen.
- Hierfür bietet sich ein Produkt-Fragebogen an, der den gesamten Produktlebenszyklus prüft: Ressourcenentnahme, Material-/Produktherkunft, Produktionsstandort, Logistik und Entsorgung.
- Im Zweifel: Einmal zu viel nachgefragt
Hürde #2: Welches Produkt, System oder Dienstleister ist für meine Veranstaltung das richtige?
Die Produktauswahl ist abhängig von den individuellen Anforderungen, die an die Nutzung gestellt werden. Angekoppelt an die Anforderungsanalyse, empfiehlt sich die Erstellung einer Einkaufsrichtline, um sich dann für die sozial- und umweltverträglichste, sowie ressourcenschonendste Variante entscheiden zu können. Diese gilt als Leitfaden und Rahmenwerk für den Einkauf.
Inhalte:
- Welche Produkte werden benötigt? Aufteilung in Produktgruppen Beispiele:
- Catering/Verpflegung
- Veranstaltungsbedarf
- Technik
- Dekoration
- Möbel/Ausstattung
- Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit das Produkt gekauft wird? Was sind absolute No Gos?
- Gewichtung von Faktoren, die die Entscheidung beeinflussen:
- Sinnvolle Zertifikate (stark abhängig von jeweiliger Produktgruppe)
- Beispiele:
- GOTS: Textilien
- Cradle 2 Cradle gold: Baustoffe, Textilien, Reinigungsmittel
- Blauer Engel: Plastik, Elektronik, Papier
- Fairtrade: Lebensmittel (Kaffee, Tee)
- …
- Hier gibt es ein unabhängiges Label-Verzeichnis, das dabei unterstützen kann, sich im Zertifikat-Dschungel zurechtzufinden. Dort findet ihr eine Vielzahl an Siegeln und Zertifikaten, die analysiert und für Verbraucher:innen transparent aufbereitet werden.
- Produktionsland und Ressourcenursprung
- Produktlebenszyklus (Entsorgung vs. Wiederverwendbarkeit)
- Praxisbeispiel: FC St. Pauli – Merchandising
Hürde #3: Mythos „Nachhaltige Produkte sind immer teurer. Stimmts?“
Muss, darf und sollte nicht! Bei der Neuanschaffung von Produkten sind einige Punkte zu beachten. Höhere Investitionskosten zu Beginn bedeuten nicht gleich höhere Gesamtkosten. Was hilft: die richtigen Fragen stellen. Fragen, die hilfreich sein können, um Bedarfe neu zu evaluieren, Prozesse zukunftsgerichteter zu denken und die Einkaufsstruktur zeitgemäß zu gestalten.
Schritt für Schritt:
- Auf welche Produkte kann verzichtet werden? Welche sollten nicht mehr nachbestellt werden? Welche Produkte können nur bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden?
- Wie hoch ist dadurch die Budgeteinsparung?
- Welche Produkte sollen durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden? Was kosten diese? (Falls möglich: Kalkuliere die Wiederverwendbarkeit und Nutzungsdauer mit ein)
- Welche Zusatzkosten ergeben sich tatsächlich durch die Anschaffung? (Abzüglich der Einsparungen aus 2.)
Was zu tun ist, in a nutshell: In unserer „Era of Greenwashing“ besonders kritisch sein. Eine Einkaufsrichtlinie als Wegweiser und Benchmark erstellen. Budgetierung und Einkaufsstrukturen zukunftsfähig aufstellen. Lasst uns dabei unser geballtes Wissen und Netzwerk nutzen, uns gegenseitig unterstützen und ins gemeinsame Tun und Bewegen kommen – ahoi Zukunftsfähigkeit!
Unsere Tatenbank liefert die Inspiration bei Einkauf und Auswahl von Materialien.
Referenzen PHAT CONSULTING:
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