Trotz fortschreitender Digitalisierung kommt auch heute kaum eine Veranstaltung gänzlich ohne Printprodukte aus. Wir benötigen sie, um die Teilnehmer:innen zu informieren, zu leiten und zu begeistern. Plakate, Badges, Flyer und Programmhefte gehören ebenso dazu wie Wegweiser, Fahnen, Floorgraphics und Banner. Viele glauben, dass mit der Verwendung von Recyclingpapier alle Möglichkeiten der Nachhaltigkeit ausgeschöpft sind. Doch dem ist nicht so. Wir erklären, worauf zu achten ist, um mit einfachen Mitteln und gezielt Druckprodukte umweltschonend bis klimaneutral herstellen zu lassen.
Wie können wir Druckprodukte bei unseren Veranstaltungen einsetzen und dabei Umweltbelastungen reduzieren?
Zunächst muss man sich darüber im Klaren sein, dass bei jeder Herstellung von Produkten Emissionen entstehen. Das gilt für Biodünger und Tischtennisplatten, ebenso wie die Produktion des Bedruckstoffes Papier und den eigentlichen Druckprozess – aber genauso für digitale Produkte! Insofern steht bei jedem Materialeinsatz für eine Veranstaltung immer der Dreiklang Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren 1) im Vordergrund! Eine Alternative zur Kompensation bildet das Prinzip Klimaverantwortung.
Worauf müssen wir also achten, welche Möglichkeiten haben wir, um Druckprodukte mit gutem Gewissen einzusetzen? Helfen Umweltzeichen bei dieser Entscheidung, und wenn ja, welche?
Die schlechte Nachricht: Eine Studie der EU-Kommission 2) zählte branchenübergreifend 230 (!) Nachhaltigkeitslabel und weitere 100 grüne Energielabel in der EU. Die gute: Die Kenntnis einer guten Handvoll Drucklabel stellt die Weichen für eine „klimaneutrale“ Druckproduktion 3).
Klimaneutral drucken und die Umwelt schonen: so geht’s!
Was viele nicht wissen: Begriffe wie „klimaneutral“, „umweltfreundlich“ oder „Umweltdruckerei“ sind rechtlich nicht geschützt – das heißt, jeder kann sich und seine Produkte damit schmücken, ohne dies nachweisen und verbindliche Kriterien einhalten zu müssen. Auch wohlklingende Worte wie „umweltsicher“, „umweltfreundlich“, „grün“, „ökologisch“ oder sogar „Bio“ sollen den Verbraucher:innen ein gutes Gefühl vermitteln, bleiben aber in ihrem wahren Gehalt unklar.
Dabei setzt man gezielt auf die Unwissenheit der Konsument:innen. Oft beziehen sich die Versprechungen nur auf einen Aspekt, wie z.B. recyclebare Verpackungen.
Unter „echtem“ klimaneutralem Druck 4) versteht man ein zweistufiges Vorgehen.
1) Zunächst werden alle Möglichkeiten einer umweltschonenden Produktion ausgeschöpft, d.h. Wahl eines ressourcenschonenden Druckverfahrens, Verwendung von Recyclingpapier, Wahl regionaler Lieferanten, Produktion nach höchsten Umweltstandards (z.B. Blauer Engel) etc.
2) Zur Kompensation der dann noch verbleibenden (!) und quasi unvermeidbaren Emissionen bieten Druckereien häufig die Möglichkeit zur Klimakompensation über einen Partner wie z.B. Climate Partner an. Die komplette Abwicklung der Kompensation erfolgt über die Druckerei. Green Events Hamburg empfiehlt hier, sich vor dieser Option mit dem Prinzip der Klimaverantwortung auseinanderzusetzen. Dabei übernehmen Auftraggebende aktiv die Verantwortung für ihre Beiträge zum Klimawandel und ergreifen selbstgewählte, wirksame und transparente Maßnahmen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
Der Engel für eine bessere Welt!
Klingt pathetisch, trifft es aber auf den Punkt! Der Blaue Engel 5) ist seit über 45 Jahren das Umweltzeichen der Bundesregierung und das bedeutendste Siegel in Deutschland. . Er kennzeichnet unter anderem Papier, das bis zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt wurde. Für seine Herstellung gelten klar definierte Anforderungen an den Einsatz von Chemikalien, z. B. ist der Einsatz von Chlor, halogenierten Bleichmitteln und biologisch schwer abbaubaren Komplexbildnern verboten.
Wichtig zu wissen ist jedoch, dass sowohl Papiere, die z. B. zu 100 % aus Altpapier hergestellt werden (DE-UZ 14a) 6), als auch Druckerzeugnisse entlang der gesamten Produktionskette (DE-UZ 195) 7) zertifiziert werden. Denn Papier mit dem Blauen Engel kann von jeder konventionellen Druckerei eingesetzt werden, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass auch das gesamte Druckerzeugnis unter nachhaltigen Bedingungen hergestellt wurde!
Das heißt: Nur Recyclingpapier mit dem Blauen Engel zu verwenden greift zu kurz, wenn das Papier anschließend in einer konventionellen Druckerei mit bedruckt wird.
Das Siegel DE-UZ 195 ist daher Druckdienstleistern vorbehalten, die ihre gesamte Produktion zertifizieren lassen. Die strengen Vergabekriterien stellen sicher, dass alle eingesetzten Materialien und der gesamte Produktionsprozess höchsten Umweltstandards entsprechen und zudem problemlos in den Recyclingkreislauf zurückgeführt werden können:
- Zertifizierte Recyclingpapiere (DE-UZ 14, 56 oder 72)
- Mineralölfreie, schadstoffarme und gut de-inkbare Druckfarben (ab 2021 ohne Sojaöl)
- Emissions-/schadstoffarme und gut entfernbare Klebstoffe
- Emissions-/schadstoffarme Chemikalien (Druckplattenherstellung, Waschmittel, etc.)
- Reduzierung von gesundheits-/klimaschädlichen VOC-Emissionen (Lösemitteleinsatz)
- Reduzierung von Papierausschuss und gefährlichen Abfällen
- Bevorzugter Einsatz von Roh- und Hilfsstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen
- Funktionierendes Umwelt-, Energie- und Abfallmanagement (EMAS/ISO14001)
- Bestmögliche Recyclingfähigkeit des gesamten Druckproduktes (Recyclingkreislauf)
Damit geht der Blaue Engel weit über die Anforderungen aller vergleichbaren Zeichen hinaus und ist derzeit das mit Abstand glaubwürdigste Umweltzeichen für Druckerzeugnisse. Die Vergabekriterien werden zudem in regelmäßigen Abständen durch das Umweltbundesamt aktualisiert, woraufhin Zeichennehmer:innen den Blauen Engel neu beantragen müssen. Darüber hinaus ist der Blaue Engel Mitglied im Global Ecolabelling Network (GEN), einer weltweiten Vereinigung und Non-Profit-Organisation, die nach dem Vorbild des Blauen Engels die Vergabe von Typ-I-Umweltzeichen und -programmen der einzelnen Staaten fördert und weiterentwickelt.
Fazit und Handlungsempfehlung
Druckprodukte mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 stellen den höchsten erreichbaren Umweltstandard dar. Die Hansestadt Hamburg hat deshalb Ihre Behörden und Unternehmen in ihrem Leitfaden für umweltverträgliche Beschaffung 8) angewiesen, dass ausnahmslos Druckprodukte mit dem Blauen Engel zu verwenden sind.
Ein weiteres positives Kriterium bei der Auswahl von Lieferanten ist eine Zertifizierung nach EMAS 9) oder ISO 14001 10), beides Umweltmanagementsysteme. Denn diese Unternehmen lassen sich prüfen und bescheinigen, dass sie sich aktiv um den Schutz der Umwelt bemühen und hohe ökologische Standards einhalten.
Im Druckbereich ist die Transformation zu nachhaltigen Lösungen schon lange angekommen, Zeit dass wir sie einsetzen!