altonale: Kreislaufwirtschaft fürs Geschirr

Die altonale ist ein umfangreiches Kunst- und Kulturfestival. Über 17 Tage und drei Wochenenden im Sommer bietet die altonale weit über 300 Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Film, Theater, Kunst, Tanz, Jugend und Literatur an verschiedenen Orten in den Hamburger Stadtteilen Altona und Ottensen an. Dieses Fallbeispiel stellt die Bestrebungen und Maßnahmen der altonale im Bereich Gastronomie vor. Es geht um Lösungen mit Mehrweggeschirr um langfristig auf eine Kreislaufwirtschaft umzustellen.

Problematik

Die Gastronomie auf Festivals verursacht viel Müll und dadurch hohe CO2-Emissionen: Getränke werden oft in To-Go-Bechern ausgegeben und selbst Teller aus nachhaltigen Rohstoffen sind nicht recyclebar, wenn sie zusammen mit Essensresten entsorgt werden. Die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft – das heißt eine Lösung mit Mehrweggeschirr – erfordert jedoch viel Planung. Denn die gesamte Infrastruktur, Logistik und Arbeitsabläufe von Großveranstaltungen müssen dafür umgerüstet werden. So steigt der Verpackungsmüll im Bereich der Gastronomie laut Umweltbundesamt jährlich an.

Lösungsansatz

Im Festivalzentrum der altonale mit eigener Gastronomie sind bereits seit einigen Jahren über 90 % der Becher Mehrweggefäße. Ein Problem waren bisher besucherreiche Tage: Kaffee konnte dann nicht mehr ausschließlich in Porzellantassen ausgegeben werden und Pappbecher kamen zum Einsatz. 2022 gab es deswegen eine Pilotphase mit RECUP für den Bereich Festival, in der der Einsatz von Mehrwegbechern des Start-ups erprobt wurde. Bei der Veranstaltung kulturfutter werden nicht nur die Getränke in Mehrwegbechern ausgegeben, sondern auch das Essen. Dies gelingt durch den Einsatz eine Spülinsel: 730 Sets von Mehrwegtellern inklusive dazugehörigem Besteck konnten so in 2022 gereinigt werden können. Kulturfutter bittet außerdem die Gäste, eigene Tupperdosen für die Mitnahme von übrig gebliebenem Essen mitzubringen.

Herausforderungen

Eine Ausweitung der Mehrweglösung scheitert bisher an der Größe des Festivals. Es bräuchte eine größere Spülstraße. Aber dynamische Gästeströme erfordern bei einer solch großen Veranstaltung schwankende Kapazitäten und machen ihre Planung deshalb schwierig. Auch die Lagerung, Pflege und Wartung der Spülmaschinen sind herausfordernd. Hinzu kommt, dass das gastronomische Angebot außerhalb des Festivalzentrums fremdvermietet ist und die altonale so wenig Einfluss auf die Anbieter und ihre Abläufe hat. Eine eigene Verwaltung der Stände würde die altonale jedoch überfordern.

Bilanz

Durch den Einsatz von RECUP-Mehrwegbechern sank der Bedarf an Einwegkaffeebechern im Festivalzentrum in 2022 auf unter 20 %. Beim kulturfutter kommt seit 2021 sogar keinerlei Einweggeschirr mehr zum Einsatz. Speisen der eigenen Gastronomie im Festivalzentrum sowie Speisen und Getränke bei der fremdvermieteten Gastronomie werden aber noch in Einwegverpackungen ausgegeben. Es entsteht jedoch immer mehr Vertrauen und Interesse seitens der gastronomischen Anbieter an den Mehrweglösungen. So hat die bergmanngruppe, die die Stände außerhalb des Festivalzentrums verwaltet, 2022 mit der „Grünen Gabel“ ein Siegel für nachhaltige Gastronomie eingeführt, das unter anderem Mehrweglösungen berücksichtigt.

Vision

Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft möchte die altonale komplett auf Einweggeschirr verzichten. Die Veranstaltenden möchten dafür weitere wertvolle Erfahrungen sammeln und die Einsatzgebiete von Mehrweglösungen schrittweise ausweiten. Eine weitere Vision ist, eine eigene Spülstraße zu entwickeln, die auch an andere Veranstaltende ausgeliehen werden kann, um so auch über die altonale hinaus Müll einzusparen.

Kulturbotschafter:innen informieren die Gäste über das alternative Bezahlsystem der altonale und sammeln freiwillige Beiträge.
Foto: Thomas Panzau
2022 wurden erstmals die Mehrwegbecher von RECUP auf der altonale eingesetzt, um Einwegbecher einzusparen.
Foto: Anne-Kathrin Bohn

Umgesetzte Kriterien mit dieser Maßnahme

7.3 Mehrweg & Verpackungen

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